Maria Bernarda Bütler wuchs als viertes Kind in einer Bauernfamilie im aargauischen Auw auf. Schon als Kind wuchs in ihr der Wunsch, ihr Leben in den Dienst Gottes zu stellen. Mit 19 Jahren trat sie in das Kapuzinerinnenkloster Maria Hilf in Altstätten SG ein. Sie hielt sich am liebsten im Garten oder auf dem Klosterhügel auf. Eine Mitschwester von ihr sagte ihr einmal vertraulich: «Schwester Bernarda, komm doch lieber zum Heiland im Tabernakel, da seid ihr ja noch viel näher bei ihm!» Diese Worte waren für Bernarda wie Feuerflammen. Das oft stundenlange Verweilen vor dem Tabernakel wurde für ihr ganzes Leben eine Quelle der Kraft und der Erneuerung. Acht Jahre lang stand sie dem Kloster Maria Hilf als Oberin vor. Ihr vom Geist der Frömmigkeit geprägter Leitspruch war dabei: «Das Evangelium ist mein Leitstern.» Aus der inneren Sehnsucht heraus, Gott bis an die Enden der Erde zu verkünden, verliess sie mit 40 Jahren für immer die Schweiz, um zuerst in Ecuador, dann in Kolumbien Filialklöster des Altstättener Maria-Hilf-Klosters zu gründen. Mit unermüdlichem Eifer kümmerte sie sich um Arme und Kranke. Ihren Schülerinnen gegenüber wiederholte sie immer wieder: «Lernt diese hohe und heilige Aufgabe gut, in den kranken Gliedern Jesu immer den Heiland selbst zu pflegen. So werdet ihr es dahin bringen, den schönen Namen ‚Engel der Liebe’ zu verdienen.» Über ihre Kindheit schrieb Maria Bernarda: «Bei all meinen übermütigen Spielen und Possen blickte der liebe Gott mit barmherzigen Augen auf mich.
«Es geschah oft und zwar schon in den ersten Kinderjahren, dass plötzlich, wenn ich von solchen Spielen wegging, ein klares Licht über mich kam. (…) Dabei erfasste mich ein himmlisches, heimliches und unerklärliches Sehnen nach einem Ort der Ruhe und Einsamkeit, und ich meinte immer, ich müsste Jesus suchen, bis ich ihn gefunden; ich glaubte, er habe sich irgendwo versteckt. Zugleich erfasste mich ein erstaunliches Heimweh nach dem Himmel, ein Heimweh nach dem lieben Gott.» |
Ihre Frömmigkeit führte Maria Bernarda nicht weg von der Realität; wer so über sie denkt, wird ihr nicht gerecht. Maria Bernarda stand mitten im Leben. Ihre Frömmigkeit führte sie immer tiefer hinein ins Hier und Jetzt. So schrieb sie Rückschau haltend: «Von kindlichen Tagen an suchte ich immer und immer das Freie, die ländliche Naturwelt, und nur da fühlte ich mich geistlich und körperlich wohl.» Wie sehr sie Gott in allem wahrnahm, davon zeugt auch folgender Spruch: «Blumen geben uns eine Ahnung davon, was es heisst, von Gott geliebt zu sein.»
Auferstandener und erhöhter Christus, du hast uns beten gelehrt. Wir bitten dich, sende aus den Geist der Frömmigkeit. Lass uns durch Einkehr und Gebet immer neu hören, was Gottes Wille für unsere Welt ist, damit wir in Wort und Tat an dieser neuen Welt mitbauen können. Ja, sende aus deinen Geist der Frömmigkeit! Amen.
3. Tag: Maria Bernarda Bütler (1848 – 1924): Geist der Frömmigkeit