Impressionen

Das Kirchenschatzmuseum birgt einzigartige liturgische Gefässe, Geräte, Reliquiare und Gewänder, die alle – zum Teil während Jahrhunderten – im Gottesdienst im Einsatz waren. Einige Stücke werden auch heute noch bei besonderen festlichen Gelegenheiten und Feierlichkeiten in ihrem eigentlichen Verwendungszweck benutzt. Das älteste und äusserst kostbare Goldschmiedewerk der Ausstellung ist ein hochgotisches Vortragskreuz aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Es wurde bereits in der Vorgängerin der heutigen Kirche, einem romanischen Bau, der am gleichen Ort stand. Das Kreuz dürfte eine Stiftung der Habsburger sein, die im Schloss Stein bis zu dessen Zerstörung durch die Eidgenossen anno 1415 ihr Archiv führten uns sich oft dort aufhielten.

Für die neu erbaute gotische Kirche wurde 1477 das wichtigste Stück des Kirchenschatzes angeschafft: die grosse silberne und ziervergoldete Turmmonstranz, die als ein Hauptwerk der spätgotischen Goldschmiedekunst und als eine der hervorragenden mittelalterlichen Monstranzen schweizweit gilt. Sie wurde mit grosser Wahrscheinlichkeit vom Basler Goldschmied Hans Rutenzweig hergestellt.

Ebenfalls zu den Hauptwerken der aargauischen Goldschmiedekunst gehört die Statuette des heiligen Apostels Jakob d.Ä. aus dem Jahr 1512. Das ausdrucksstarke Bildnis zeigt den Heiligen mit dem Pilgerstab und der typischen Jakobsmuschel. Es erinnert an die Pilgerströme, die sich seit dem Mittelalter über eigens angelegte Pilgerwege (wovon ein Zubringer über Baden führte) zum legendären Grab des Apostels in Santiago de Compostela in Galizien hin bewegen. Darüber hinaus sind auch die verschiedenen Brust- und Hüftreliquiare von Heiligen aus dem 17. Jahrhundert besonders erwähnenswert, die in Baden besonders verehrt werden, nämlich Cordula, Damian, Verena und Ursus.

Kunst im Museum (zum Titelbild der Seite)

Mit der Neukonzeptionierung 2022 wurden auch die Räumlichkeiten erweitert: Im ersten Obergeschoss ist der Stuckraum nun ins Museum integriert. Das offensichtliche Prunkstück dieses Nebenraums ist das farbige Glasfenster, das auch von aussen ersichtlich ist. An dieser Stelle befand sich vor Jahrzehnten bereits ein Rundfenster. Im Rahmen der umfassenden Restaurierung der Stadtkirche im Jahre 1937 war dieses zugemauert worden. Es ist der Beharrlichkeit und dem Weitblick aller für die Neugestaltung des Museums verantwortlichen Personen, insbesondere der Bauleiterin Franziska Herzog, zu verdanken, dass das Fenster an seinem ursprünglichen Platz wieder geöffnet wurde und nun in neuer Form Teil des Museums ist.

Das Rundfenster wurde als Kunstwerk gestaltet, bestechend durch seine starken, wohltuenden Farben, als Einladung zum Besuch des Museums oder der Stadtkirche. Dazu wurde das Motiv des neuen Glasfensters sorgfältig ausgewählt: Die Darstellung einer schemenhaften Frauenfigur soll die Wichtigkeit von Frauen in unserer Gesellschaft und Kirche unterstreichen. Die Frauenfigur ist dabei ein Sinnbild für ein offenes Kirchenschatzmuseum und eine offene Kirche – offen für alle Menschen. Die Frauenfigur ist zudem eine Hommage an die starken Frauen im Kontext der Pfarrei Baden: Der heiligen Maria Mutter Gottes, der heiligen Verena, der heiligen Cordula oder der Königin Agnes von Ungarn.

Die Künstlerin
Das Glasfenster wurde durch die Ennetbadener Künstlerin Gabi Fuhrimann gestaltet. In Gabi Fuhrimanns Werken ist die weibliche Figur stets Protagonistin: Sie ist anonym, aber gleichzeitig individuell, lässt genug Spielraum für eigene Interpretationen und Gedanken. So lässt beispielsweise die Darstellung auf unserem Glasfenster offen, ob sich die Figur zu uns hin oder weg bewegt oder stillsteht und schaut.

Erwähnenswert ist, dass das Fenster die erste und gleichzeitig einzige Arbeit mit Glas der Künstlerin ist. Gabi Fuhrimann war es nicht vergönnt, ihr Werk an seinem Bestimmungsort noch zu sehen; sie verstarb im Alter von nur 63 Jahren am 24. November 2021. Es ist ein schönes Vermächtnis, dass diese aussergewöhnliche Arbeit nun für alle öffentlich zugänglich ist und bleibt.


Das Kirchenschatzmuseum in den Medien

Horizonte Nr. 19/20, 7. Mai 2022
📄 «Eingebetet in die Geschichte der Stadt»

Badenaktuell, Ausgabe Mai 2022
📄 «Ein einzigartiger Schatz»

Rundschau Süd, Ausgabe Nr. 17, 28. April 2022
📄 «Schätze der Kirche modern inszeniert»

Aargauerzeitung vom 22. März 2022
📄 «Altes erstrahlt in neuem Glanz: Das Kirchenschatzmuseum feiert bald seine Wiedereröffnung»