Aus dem Missbrauchsbericht lernen:Zuhören und Reden

Aus dem Missbrauchsbericht lernen:Zuhören und Reden

Nach der Veröffentlichung der Pilotstudie zum Missbrauch innerhalb der Kirche stehen wir fassungslos vor einem Scherbenhaufen. Ebenso überrascht stehen andere da, wenn sie bekennen, dass sie das gar nicht mehr wundert. Überrascht, weil wir dies zwar geahnt oder sogar gewusst haben und viele dennoch untätig geblieben sind. Heute sehen wir: Das geht gar nicht bzw. darf nicht so weitergehen.

Aber was jetzt tun?

Den Opfern zuhören und unser Herz öffnen. Wenn wir unser Herz öffnen, weitet sich unser Sinn für die Realität. Wenn wir uns unsere Kirchenbiographie erzählen, können wir Spuren entdecken, wo wir dem Missbrauch zumindest in Spuren begegnet sind. Wir können dann eine Kultur entdecken, in der den Opfern nicht geglaubt wurde, in der etwas kleingeredet wurde, statt es anzupacken und in der Angst geherrscht hat vor der öffentlichen Rede solcher Missstände. 

Wenn wir bei uns selbst hinschauen, kann es sein, dass wir entdecken, wo wir Opfer von einer Ohrfeige eines Pfarrers oder einer öffentlichen Zurechtweisung waren, die aus heutiger Sicht schwierig ist. Dadurch wird unsere rosige Sichtweise auf unsere Kirche durchaus getrübt. Wir sehen dann aber auch ehrlicher und klarer, und können mit der Frage «Warum wir immer noch da sind?» auch unseren Glauben besser in der Gegenwart verwurzeln.

Zum Reden ermutigen

Wenn wir Missbrauchs-Betroffene ermutigen, ihre Geschichten mitzuteilen und wir hinhören, können wir uns als Gesamtorganismus damit auseinandersetzen.

Daher ist der Aufruf dieser Stunde, sich mit den eigenen Missbrauchserfahrungen zu melden. Für Betroffene von sexuellem Missbrauch werden neu bessere Meldestellen eingerichtet, aber auch in unserer Pfarrei und Kirchgemeinde können sie sich mit ihrer Erfahrung melden. Wir hören zu und falls erwünscht unterstützen wir, dass dies dann auch in der nationalen Untersuchung nicht ungehört bleibt. Diese Botschaft «Melden Sie sich!» ist das Gebot der Stunde.

Wenn Sie selbst durch diese Ereignisse in Ihrem Kirchsein aber so irritiert sind, dass Sie ein Gespräch brauchen, können Sie sich entweder selber melden und mit uns einen Termin abmachen.

Es braucht jetzt auf unserer Ebene viel Erzählen und viel Hinhören. 

Herzliche Einladung Markus Heil