Weihnachten ist die Feier der Präsenz Gottes mitten unter den Menschen. Nehmen wir Gottes Gegenwart wahr? Manchmal ja, oft eher nein. Wir übersehen Gott, obwohl er dasteht und nur darauf wartet, dass wir zu ihm rufen. Oft möchte Gott unser Nachbar sein, wir treiben ihn jedoch unbewusst aus unserem Umfeld.
Da denke ich die folgende Kleingeschichte:
Es war einmal ein kleines Dorf. Da wohnten freundliche und fleissige Leute. Sie arbeiteten wie Bienen, tüchtig und brav. «Das sind gute Menschen», dachte Gott, «ich werde ihnen etwas Besonderes zu Weihnachten schenken.» Die Leute erfuh-ren von den Plänen Gottes und wurden dadurch noch fleissiger. Jeder wollte der Erste sein, der das Weihnachtsgeschenk bekommen würde. Am Rand des Dorfes wohnte eine Zigeunerin mit ihren kleinen Kindern. Es war eher ein Stall als eine richtige Wohnung. Die Bewohner des Dorfes beschlossen darauf, die Zigeunerin aus dem Dorf wegzutreiben, damit das Dorf ein schönes Bild zu bieten habe. Die arme Familie ging weg, aber in der Eile konnten sie nicht alles mitnehmen. Einige Tage später, als das Dorf immer noch im Erwartungsfieber stand, wurde vermeldet: «Heute Nacht sollt ihr wach bleiben. Der erste Mensch, der euer Dorf betritt, bringt euch Gottes Weihnachtsgeschenk mit.» Die Dorf bewohner waren ganz aufgeregt. Lange dauerte die Nacht, niemand erschien. Doch auf einmal, bewegte sich etwas von den Feldern her, etwas kam näher. Da waren einige Men-schen, die ganz leise auftraten. Als sie den Rand des Dorfes erreichten, begannen die Glocken zu läuten. Und was sahen die Dorf bewohner? Es war die Zigeunerin mit ihren Kindern. Das war also das Weihnachtsgeschenk Gottes an das Dorf. Die Familie wurde somit wieder aufgenommen, die Kinder spielten mit den Zigeunerkindern; die Grossen lernten von der Frau ihre fremden Lieder.
Weihnachten ist das Fest der Präsenz par excellence. Wir wissen alle um die Freu-de des Wiedersehens mit einem lieben Menschen, den man lange nicht gesehen hat. Dies wissen wir besonders zu schätzen in der Corona-Zeit. Wir vermissen die Gegenwart und den Kontakt zu allen unseren Lieben, die nicht in unserem Haushalt wohnen. Die physische Anwesenheit zu unseren sozialen Kontakten ist stark eingeschränkt. Wir sehnen uns nach unseren Lieben, wir sehnen uns aber auch nach Gott. Darum wurde Gott Mensch, um immer bei uns zu sein. Nicht selten müssen wir feststellen, dass Gottes Auftritt nicht immer den Massstäben entspricht, welche wir Menschen uns setzen. Das Christkind beschenke uns mit mehr Glauben an die wohltuende Existenz Gottes in unserem Leben auch in der Zeit von heute.
Frohe Weihnachten und ein mit der Präsenz Gottes erfülltes Neues Jahr.
Abbé Zacharie