Das Zentrum im Leben einer christlichen Gemeinschaft ist der Gottesdienst – selbst wenn die Beteiligung manches Mal auch noch so gering ist. Fällt der Gottesdienst, in welcher Form auch immer er praktiziert wird, fällt die Kirche. Die Kirche ist zuallererst eine Gemeinschaft des Glaubens, eine betende und auf die Botschaft Jesu Christi hörende Gemeinschaft. Alles andere, beispielsweise die Diakonie (soziales Engagement) kommt erst nachher, aber dann ganz wesentlich auch dazu.
Gottesdienste können jeden Tag gefeiert werden. Aber der wichtige Tag für den christlichen Gottesdienst ist und bleibt der Sonntag als «der Tag, an dem Christus von den Toten auferstanden ist». Der Gottesdienst (das Konzil spricht von der Eucharistie) ist «Quelle und Höhepunkt des ganzen christlichen Lebens» (Lumen gentium Nr. 11). Im Gottesdienst stehen wir als Einzelne und als Gemeinschaft vor Gott, um ihn zu loben, zu preisen, ihm zu danken und zu bitten. Wir schauen auf ihn, er schaut auf uns. Wir tun dies immer auch stellvertretend für jene, die nicht hier sind: Für die ganze Gemeinschaft der Getauften. Jeden Gottesdienst etwas anders verlassen als wir hineingegangen sind. Und dies im positiven Sinn: Ist das nicht schön! Aber: Wo sind die Menschen? Ja, es könnten noch viel mehr kommen.
Ich gebe es zu, mit diesem Artikel möchte ich auch aufrufen, Gottesdienste zu besuchen und mitzufeiern. Die Sprache, die Formen, die Musik, die Lieder – all das mag Einfluss haben, sich mehr oder weniger angesprochen zu fühlen, teilzunehmen oder nicht. Aber ich bin nicht mehr so sicher, ob dies die zentralen Kriterien sind. Ist es nicht vielmehr so, dass viele Menschen schlicht und einfach den Zugang zum Glauben verloren haben? Und folglich damit auch den Zugang zur Glaubenspraxis im Sinne von Feiern, als öffentliche gemeinsame Form des Betens?
Gerade die sonntäglichen Gottesdienste haben einen tiefen Sinn. Als Kind wurde mir gesagt: «Eine Stunde in der Woche kannst du dir doch wohl Zeit nehmen für Gott». Heute gehe ich weiter und sage: Eine Stunde in der Woche kann sich jeder Zeit nehmen, auch für sich selbst und sich damit etwas Gutes tun. Und: Eine Stunde in der Woche kann sich jeder auch Zeit nehmen für die Gemeinschaft des Glaubens, welche sich auch in den Gottesdiensten repräsentiert.
All das vermag der Gottesdienst am Sonntag, vermag jeder Gottesdienst zu bieten. Unsere Kirchen und Kapellen sind für Sie geöffnet und stehen zur Verfügung. Herzlich willkommen – auch zu den Gottesdiensten!
Josef Stübi, Pastoralraumpfarrer