Mit den Gaben des Geistes ausgestattet

Jerusalem, im Jahr 33. Oder ungefähr. Anhänger Jesu haben sich zuvor nach der Verhaftung des Meisters zurückgezogen und in einem Haus eingesperrt. Aus Angst vor der Öffentlichkeit; vor allem jedoch aus Furcht vor dem Establishment. Denn dieses hat den Mann aus Nazareth, den Sohn des Zimmermannes zum Tode verurteilt.  Es sind nicht nur Männer in der Runde. Offensichtlich haben sich auch einige Frauen dazu gesellt: u.a. Maria, die Mutter Jesu, und Maria Magdala. Jesus war inzwischen auferstanden, ist den Seinen einige Male erschienen…. Aber die Seinen blieben in ihrem Haus; sie verliessen kaum ihre Zuflucht; sie wagen es nicht, sich in die Öffentlichkeit zu begeben.   Am Pfingsttag ist es dann so weit. Plötzlich verlassen sie Ihren Zufluchtsort; plötzlich haben sie den Mut, in der Öffentlichkeit aufzutreten; plötzlich fürchten sie sich vor niemanden. Aushängeschild für diese Wandlung ist Petrus. Er ergreift das Wort im Namen seiner Kollegen. Er verkündet den auferstanden Herrn Jesus Christus. Für sein Wirken beruft er sich auf den Heiligen Geist, der sich bereits im Alten Testament immer wieder als Treibkraft erwiesen hat bei allen, die im Dienst Gottes stehen.   Wahrhaft wurde Petrus samt seinen Gefährten mit den Gaben des Geistes beschenkt. Es liegt auf der Hand, dass die beim Propheten Jesaja (11,2) sieben Gaben des Geistes den Jüngern reichlich geschenkt wurden: Weisheit, Einsicht, Rat, Erkenntnis, Stärke, Frömmigkeit und Gottesfurcht. Manche von diesen Gaben klingen lebensnah und alltagstauglich. Aber auch die, bei denen das auf den ersten Blick vielleicht nicht so ist, wollen Gaben für jeden Tag sein und uns helfen, auch in schwierigen Zeiten zuversichtlich zu bleiben. Diese Gaben werden auch allen Menschen zuteil, die sich zu Christus bekennen, sich taufen und firmen lassen.    Stichprobenmässig möchte ich zwei von ihnen kurz erklären: die Einsicht und die Stärke.Die Einsicht ist ein Teil von uns. Wenn der Geist Gottes tatsächlich in uns wohnt, dann sind wir in der Lage, seine innere Stimme in uns zu hören. Nicht immer passt das, was sie uns zu sagen hat, in unsere Pläne. Aber unterschätzen wir sie nicht!  Denn dank ihr können wir lernen, uns zu entwickeln und uns veränderten Lebensumständen anzupassen. Die Stärke wird öfter mal verwechselt mit Brutalität, physisch oder verbal. Eine solche Stärke ist in der Tat nur Schwachheit.  Man ist zu schwach, um sich zu seiner Schwäche zu bekennen. Die wahre Stärke ist von Gott. Sie finden wir manchmal unerwartet. Zum Beispiel in dem hauchdünnen Faden aus Spinnenseide. Viermal so hart wie Stahl. Und dennoch um das dreifache dehnbar. Flexibel. Wahre Stärke hat die Fähigkeit, sich auf neue Situationen einzustellen. Sogar auf unangenehme. Dann begegnen wir ihr, wo wir sie nicht gesucht haben: in zurückhaltender Freundlichkeit, in Geduld mit anderen, in Fürsorge und Gelassenheit.  Mit den Gaben des Geistes ausgestattet, können wir auch heute Früchte tragen, die dann dazu verhelfen, dass wir als Christen in der Welt von heute glaubwürdig sind. Wenn der Geist in uns wohnt und uns mit seinen Gaben beschenkt, dann können wir uns selbst und diese unsere Welt verändern.    Frohe Pfingsten  Abbé Zacharie