Mein Credo zur Fastenzeit

Mein Credo zur Fastenzeit

Foto: Amplitudy, Pixabay


Mit dem Aschermittwoch beginnen wir eine spezielle Zeit für unser spirituelles Leben: die Fastenzeit. Nach der Euphorie der Weihnachtszeit und einer Art Übergangszeit dazwischen, sind wir nun in der Zeit der Besinnung angelangt, als Vorbereitung auf einen weiteren Höhepunkt des Glaubensweges im Laufe des Jahres, nämlich Ostern.

Die Besinnung führt uns in eine vierzigtägige, geistliche Wüste, in der wir uns mit existentiellen Fragen befassen. Wer sind wir? Sind wir das, was wir von uns meinen? Was ist das Leben? Was macht unser Leben reich? Wozu sind wir da als Menschen? Wann sind wir das, was der Schöpfer von uns Menschen erwartet? Entspricht das Leben, das wir bislang führten, dem Willen des Schöpfers?

Die Bibeltexte zum Aschermittwoch geben uns Antwort.  Dem Menschen tut es gut, sich mal aus der normalen, gängigen Lebensgestaltung zurückziehen und eine Zeitlang anders zu leben. Zwei Grundhaltungen werden uns empfohlen: Fasten, Beten und Almosen geben.

Erstaunlicherweise liegt Fasten im Trend. Allerdings nicht unbedingt aus religiösen Gründen. Fasten ist eine Modeerscheinung geworden. Und wohl auch eine Wohlstandserscheinung. Für viele Menschen wird, wenigstens für eine kurze Zeit, „weniger“ „mehr“, weniger Luxus, weniger Komfort, weniger Lebensstandard. Das Essen kontrollieren. Auf Alkohol verzichten. Gar das Auto soll fasten – Autofasten. Es gibt Ratgeber, Kalender – und Artikel zum Kaufen. Fasten hat sich längst einen Markt erobert. Nur: Gott kommt nicht – bzw. eher selten- vor. Und der andere Mensch auch nicht. Ich faste.

Unser religiöses Fasten hat zugleich Gott und den Menschen im Blick. Beide sind die Motivation des Fastens. Denn ich kann nur zu meiner Identität finden, nur wenn ich auf Gott und die Mitmenschen achte. Es geht um eine Trilogie ICH-Gott-ICH.

Wenn ich faste, dann verzichte ich auf einiges. Wenn ich auf manches verzichte, das für mein Leben offensichtlich wesentlich geworden ist, dann entdecke ich Zeit, auf den Ursprung meines Lebens zu schauen. Wenn ich den Blick auf den Ursprung des Lebens gerichtet habe, öffnen sich meine Augen fürs Dasein der Mitmenschen. Wenn ich auf die Mitmenschen schaue, dann solidarisiere ich mich mit allen die leiden und denen ich helfen möchte. Denn möchte ich meinen Beitrag dazu leisten, leidende und hilfsbedürftige Mitmenschen aus ihrer Not herauszuholen. Die Erkenntnis will ich dann in der Pflege der Beziehung zu Gott untermauern. Ja, im Gebet. Im Gemeinschaftsgebet aber auch im Privatgebet. Manchmal allein schweigend, gedanklich vor dem Schöpfergott verweilen. Ja in Stille.

Im Gebet zeige ich mich Gott. Was Gott sieht, kann ich ihm nicht zuschneiden. Schon gar nicht, was er sehen soll. Doch in seinem Blick bin ich aufgehobener und geborgener als in meinen Träumen; auch in dem Traum, Gott auf meine Seite zu ziehen.

Fastenzeit: Zeit zur Besinnung auf die Identität des Menschen. Das ist mein Credo. Am Aschermittwoch kommt dieses Credo zum Ausdruck durch das Zeichen des Aschekreuzes: Wer bist du? Ein vergängliches Wesen, das von Gott zur Ewigkeit berufen wurde.

Abbé Zacharie