Fronleichnam

Fronleichnam

Der Baum spricht. Gedanken zu FronleichnamEines Nachts hatte ich einen Traum. Ich war unterwegs zu einer religiösen Veranstaltung in einen einem sehr weit abgelegenen Ort. So erreichte ich ein Dorf, wo ich mir eine Zwischenverpflegung gönnen wollte. Ein kleines Dorf. Häuser und Geschäfte waren alle zu, Feiertagstimmung. Am Hauptplatz des Dorfes hatten sich viele Menschen versammelt. Auf dem ersten Blick war schwer zu erkennen, was sich da abspielte. Alle standen mit ausgetreckten Armen und schauen zum Himmel empor. Warum. Keiner vermochte ein Wort zu sagen. Es herrschte Totenstille bei Lebenden, seltsam! Für meine kleine Mahlzeit suchte ich mir einen Sitzplatz am Ende des Dorfes und setzte mich unter einen Baum. Ich holte mein Picknick aus der Tasche. Plötzlich hörte ich etwas, was zuerst wie ein Geräusch erschien. Allmählich wurde es immer deutlicher und ich vernahm letztendlich Worte, welche ich verstand. Der Baum sagte. Sehen Sie sich diese Menschen da. sie haben für eine Weile die Haltung eines Baums eingenommen. Wie sie bin ich dankbar für das Schöpfungswerk. Und überleben würde ich kaum ohne die vom Schöpfer in die Natur geschriebene Harmonie. So halte ich meine Zweige und Blätter dankend zum Schöpfer hin.  Der Mensch ist eigentlich dazu erschaffen worden, seinen Schöpfer anzubeten, ihm Hände, Sinne, Gedanken, Freuden, Hoffnungen, Ängste, Erwartungen hinzuhalten, und Leben in Fülle zu erbitten. Ich erwachte und dachte an Fronleichnam, das grösste christliche Anbetungsfest. Über die Bedeutung des Allerheiligsten hinaus, geht es in erster Linie um unsere Haltung vor dem grossen allmächtigen, allwissenden und allgegenwärtigen Gott. Als anbetende Menschen stellen wir uns vor Gottes Angesicht und erkennen in aller Bescheidenheit die Prekarität unserer Existenz. So gesehen ist die Anbetung des Allerheiligsten, sei es an Fronleichnam oder in einem Anbetungskontext, die persönliche Antwort des Menschen auf die grossen Taten Gottes für und in uns. Die Haltung des Baums verhelfe uns zu realisieren, wie sehr wir auf den Schöpfergott angewiesen ist. 

 Abbé Zacharie