Spiritualität im Alltag: Ich bin, weil du bist

Ich bin, weil du bist – Fastenzeit

„Ich bin, weil du bist“ heisst das Bild des nigerianischen Künstlers Chidi Kwubiri, das in diesem Jahr während der Fastenzeit in unserer Kirche hängt. Dass wir aufeinander angewiesen sind, ist eine Lebensweisheit, die sich auch am Einkehrtag der Erstkommunionvorbereitung gezeigt hat. Kinder, Eltern, Grosseltern und andere Begleitpersonen haben zusammen Gebete geschrieben. Und obwohl ich nicht um Erlaubnis gefragt habe, wage ich es, einige davon hier – anonym – zu veröffentlichen. Denn die Gebete haben mich sehr berührt.

Lieber Gott, wir danken für den reich gedeckten Tisch.
Du versorgst uns mit allem, was wir brauchen.
Lass uns die Menschen nicht vergessen, denen es nicht gut geht.
Und lehre uns teilen.
Amen

Das ist eines der Gebete, das die Weisheit ausdrückt, dass wir sind, weil andere sind und dass wir für andere da sind. Ein Anderes ist ein Segensgebet. Es nennt gut, was gut ist und das ist die tiefe Bedeutung des Segnens, das auf lateinisch benedicere heisst, gut-sagen.

Gemeinsam glücklich sein
Zufriedenheit
und
Gesundheit
Vertrauen und Geborgenheit.

Jesus nennt die Beziehung zu den anderen „Dienst“. Sogar „Sklavendienst“. Das ist kein Aufruf an die Kleinen und Schwachen sich noch kleiner und schwächer zu machen, sich allem unterzuordnen und alles zu ertragen. Es ist ein Aufruf an die Starken und Mächtigen, die Verbindung zu den anderen nicht abreissen zu lassen. Verbunden zu bleiben und solidarisch. Und das immer wieder einzuüben. Der Aufruf ergeht an die Starken, damit sie nicht dem Irrglauben erliegen, dass sie unabhängig von anderen sind. Dass sie die anderen nicht brauchen, weil sie ja stark sind. Wir sind aufeinander angewiesen. Ich bin, weil du bist. Ich bin nur, weil du bist, weil andere da sind, weil andere anders sind als ich, weil sie mich brauchen und ich sie brauche. Nur aus dieser Beziehung leben wir – das ist das Geheimnis des Lebens, das in Gott gründet. Darin wurzelt unser „Seelenfrieden“ von dem in einem letzten Gebet die Rede ist:

Guter Gott, gib jedem Freude und Liebe und Seelenfrieden.
Beschütze alle, auch die Bösen, es kann sich jeder ändern.
O Gott, beschütze alle Lebewesen auf der Erde.
Amen.

Peter Zürn