Das Leben ist eine Schatzsuche
Vor einiger Zeit hat mir eine Bekannte begeistert von der Schatzsuche erzählt, die sie für die Geburtstagsfeier ihres Sohnes organisiert hat. Das halbe Dorf hat mitgemacht, da die Kinder verschiedene Stationen aufsuchen mussten, um den nächsten Hinweis auf den Schatz zu erhalten – sogar auf dem Pfarramt kamen sie vorbei. Gekostet hat dieser Geburtstagsplausch praktisch nichts, ausser etwas Kreativität und Zeit. Der Schatz war dann eine Kühlbox mit Glace, die nach der aufregenden Suche für eine willkommene Erfrischung gesorgt haben.
Diese Schatzsuche war ein harmloses Spiel, ein Zeitvertreib und ein grosser Spass für die Kinder. Es gibt aber auch Menschen, die verdienen mit der Schatzsuche ihren Lebensunterhalt. Dann ist es nicht nur einfach ein spassiger Zeitvertreib oder ein spannendes Hobby sondern durchaus existentiell wichtig, den Schatz zu finden.
Im heutigen Ausschnitt aus dem Matthäus-Evangelium (13,44-52) wird das Himmelreich mit einem Schatz verglichen. Für den Bauer ist der Schatz in einem Acker vergraben, der Kaufmann entdeckt eine schöne Perle und im dritten Beispiel ziehen die Fischer ein prall gefülltes Netz aus dem Meer. Die erfolgreiche Schatzsuche verspricht in allen drei Fällen wirtschaftlichen Erfolg und Befriedigung, aber in der Schatzsuche verbirgt sich auch die Sehnsucht nach einem besseren Leben – einem Neuanfang.
Natürlich ist das Himmelreich mehr als ein Goldschatz im Acker, als eine perfekte Perle oder ein Netz voller Fische. Das Himmelreich könnte man vielleicht umschreiben mit dem Ort, dem Zustand der Vollkommenheit in der Gegenwart Gottes, den wir im irdischen Leben eben nie ganz erleben werden. In den Glücksmomenten unseres Lebens kosten wir jedoch ein Stück von diesem Himmel und sehnen uns dann – wenn auch vielleicht unbewusst – ein Leben lang danach. Es geht also nicht um irdische oder materiell wertvolle Dinge. Kinder zeigen uns das immer wieder. In absolut wertlosen Gegenständen wie Steinen, Federn, einem Stück Holz oder einer bunten Plastikperle finden sie das Kostbare hinter dem Ding.
Womit stillen wir unsere Sehnsucht? Welchen Schätzen jagen wir nach? Woran hängen wir unser Herz und was müssen wir vielleicht auch loslassen, um den wahren Wert des Lebens zu erkennen?
Allen einen gesegneten Sonntag und eine gute neue Woche mit vielen kostbaren und bereichernden Erlebnissen!
Jacqueline Meier, Pfarreiseelsorgerin