Denise Müller
Solchen Monat muss man loben:Keiner kann wie dieser toben,keiner so verdriesslich seinund so ohne Sonnenschein!Keiner so in Wolken maulen,keiner so mit Sturmwind graulen! Und wie nass er alles macht! Ja, es ist ne‘ wahre Pracht. Seht das schöne Schlackerwetter!Und die armen welken Blätter,wie sie tanzen in dem Windund so ganz verloren sind!Wie der Sturm sie jagt und zwirbeltund sie durcheinander wirbeltund sie hetzt ohn‘ Unterlaß:Ja, das ist Novemberspass! Und die Scheiben, wie sie rinnen!Und die Wolken, wie sie spinnenihren feuchten Himmelstauur und ewig, trüb und grau!Auf dem Dach die Regentropfen:Wie sie pochen, wie sie klopfen!Schimmernd hängt’s an jedem Zweig,einer dicken Träne gleich. Oh, wie ist der Mann zu loben,der solch unvernüft’ges Tobenschon im Voraus hat bedachtund die Häuser hohl gemacht;sodass wir im Trocknen hausenund mit stillvergnügtem Grausenund in wohlgeborgner Ruhsolchem Greuel schauen zu. Heinrich Seidel (* 25.06.1842, † 07.11.1906)