Gedanken zum 14. Sonntag im Jahreskreis A (5. Juli 2020)

„Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen.“

Schon wieder! Ja, schon wieder diese Radikalität Jesu, an der wir gewöhnen müssen. Denn am vergangenen Sonntag war noch von dieser Radikalität zu hören, als Jesus von seinen Jüngern und Aposteln verlangte, ihn mehr zu lieben als die eigenen Eltern und Kinder. Sonst sei man für das Reich Gottes nicht mehr tauglich. Und jetzt im heutigen Ausschnitt meint er, alle -und dies ohne Ausnahme- sollen zu ihm kommen, er würde ihnen Ruhe verschaffen. Alle, d.h. wohl alle, Jung und Alt, Frauen und Männer, ja alle Nationen, Kulturen, alle Rassen, alle Menschen mit ihren verschiedensten Lebensphilosophien, alle Schichten, die irgendwelche Last haben.

Man geht jedoch davon aus, dass die Konstellation damals bei den Zuschauern bzw. beim Publikum so aussah: es handelte sich eher um sehr arme, nicht gebildete Leute, ohne jede Möglichkeit, die komplizierten religiösen Vorschriften zu erfüllen. Ihr Alltag war beschwerlich und sie waren auf der Suche nach einem besseren Leben. Jesus wandte sich besonders an sie und alle, die von der Gesellschaft als „Sünder“ ausgeschlossen waren. Er wollte allen die Lasten abnehmen und sie erfahren lassen, dass das Haus des Vaters frei macht durch die Liebe. Gott offenbart seine Barmherzigkeit denen, die ein offenes Herz haben, das Ihm vertraut mit den guten Seiten und Grenzen, mit den Hoffnungen und Niederlagen!
Jesus lädt zugleich ein, uns nicht in uns selbst zu verschließen, sondern aus unserem Leben ein Geschenk für die Menschen um uns zu machen.

Abbé Zacharie