Das Grab ist leer, der gekreuzigte lebt, er ist den Seinen erschienen! An jenem Morgen erleben diese Frauen das Auferstehungsereignis, das alle Menschen mit ihren unterschiedlichen Geschichten und Hintergründen ansprechen soll. Der Auferstehungsbericht mag bei Manchen einige Fragen aufwerfen. Zurecht. Wie viele Frauen waren es tatsächlich? Zwei oder mehr? Wie kam es überhaupt zum Treffen dieser drei Frauen, wie konnten sie etwas abmachen in der Frühe? Oder war überhaupt nach der Beisetzung die Totenpflege möglich? bzw. erlaubt? Auf diese und andere historisch-kritischen Überlegungen möchte ich hier nicht eingehen. Vielmehr scheint mir hilfreich zu sein, sich mit der Tatsache des leeren Grabes zu befassen. Das Ereignis ums Grab ist eng mit dem Auftritt von Frauen aus Jesu Kreis verbunden. Sie waren besorgt und traurig, weil sie einen lieben Menschen in besonders brutaler Weise verloren, und dabei leider für eine würdige Bestattung keine Zeit gehabt haben. Ihm wollten sie jedoch an dem Sonntagmorgen einen letzten Dienst der Liebe und Treue erweisen. Beladen mit Fassungslosigkeit, Betroffenheit, Verwirrung, Verunsicherung und Verzweiflung machen sie sich auf den Weg zu ihrem Herrn und Meister, dem Gekreuzigten. Am Grab angekommen, an dem Ort, der per se Negation des Seins bedeutet, sind sie konfrontiert mit der Leere des Grabes. Paradoxerweise entsteht aus dem leeren Grab die Fülle des Glaubens. Der Herr ist auferstanden. Gott verwandelt ihre Trauer in Hoffnung und Freude, ihre Fassungslosigkeit in Zuversicht, ihr Unwissen in Wahrheit.
Ihnen allen wünsche ich von ganzem Herzen ein frohes und hoffnungsvolles Osterfest
Abbé Zacharie