Zum Marienmonat. Maria als Vorbild heute

Herr Bibel (B): Der Mai ist Marienmonat. Wir feiern und würdigen Maria, Mutter Gottes und Vorbild aller Frauen und Mütter. Heute haben wir im «Mai-Talk» Fr. Dr. Mütterlein zu Gast. Mit ihr wollen wir uns zum Thema «Maria als Vorbild heute» unterhalten.

Guten Morgen, Frau Mütterlein

Frau Dr. Mütterlein (M): Guten Morgen, Herr Bibel.

B: Frau Dr. Mutterlein. Sie sind Expertin für Frauenwissenschaft. Zudem sind Sie eine engagierte Feministin und bekennende Christin. Welchen Stellenwert hat die Heilige Maria in Ihrem Engagement für Gleichberechtigung?

M.: Maria ist eine aussergewöhnliche Persönlichkeit. Nicht umsonst wurde sie von Gott auserwählt, Mutter Jesus zu werden. Maria inspiriert mich.

B: Inwieweit ist Maria ein Vorbild für Gleichberechtigung?

M: Dich für bisher unerkannte Rechte zu engagieren ist allgemein ein schwieriges Unterfangen. Dafür braucht es Mut. Und dieser ist nur möglich, wenn man einen Glauben hat. Gemeint ist der Glaube hier nicht als Annahme, im Gegenteil eher als feste Überzeugung. Mag es auch eine Vision sein, für die man Himmel und Erde in Bewegung setzen will.

B: Das heisst? In Bezug auf Maria?

M: Dank ihrem starken Glauben konnte Maria aufbrechen- loslassen- Ungewisses ertragen- und Neues wagen. In ihrem Leben hat sie so viel Ungewisses ertragen müssen. Wie oft ist sie aufgebrochen? Wie oft hat sie Neues gewagt? Da war der überraschende Besuch des Engels, da kam diese „ungewollte“ Schwangerschaft. Damit war noch nicht genug. Es folgte die Niederkunft unter merkwürdigen Umständen: die verzweifelte Suche nach einem schützenden Raum, diese Geburt im Stall. All das war eigentlich zu viel für diese junge Frau, zu viel, um es zu verstehen, zu viel, um es zu ertragen. Den Mut zum Neues Wagen und Ungewisses Ertragen verlieh ihr der starke Glaube.  Maria ist tatsächlich ein Vorbild. Für alle Mütter und Frauen.

B: vor einigen Tagen wurde der Muttertag gefeiert. Was meinen Sie, wie würde die Heilige Maria zum Muttertag stehen. Hätte sie sich über Geschenke gefreut?

M: ich weiss nicht, was die Muttergottes dazu sagen würde. Ich persönlich lege auch nicht so viel Wert auf Einmalgeschenke. Ich halte es für wichtiger, sich immer wieder mal der Bedeutung und Dienste der einzelnen Familienmitglieder bewusst zu werden und das dann auch hin und wieder zum Ausdruck zu bringen.  Es ist immerhin besser, wenigstens einmal im Jahr der Mütter zu gedenken als gar nicht, wie das sonst wohl in so manchen Situationen der Fall sein würde. Und so ein besonderer Tag hat ja auch die Funktion eines „Erinnerns“. Das hat schon seine Berechtigung.

B: Frau Mütterlein, herzlichen Dank für das Gespräch.

M: Gerne.

(zusammengestellt von Abbé Zacharie)