Das Paradox von Ostern
Das Auferstehungsereignis ist mit der Entdeckung des leeren Grabes eng verbunden. Jesus war beim Sabbateinbruch gekreuzigt und gestorben. Als nun die vorgeschriebene Sabbatruhe vorbei war, machen sich einige Frauen auf den Weg zu Jesu Grab. Sowohl über deren Namen als auch über die Anzahl herrscht keine Einigkeit unter den Evangelisten. Sind es Frauen aus Galiläa? Wieviel und wie heissen sie? Maria von Magdala allein? Oder mit einer anderen Maria zusammen? Vielleicht auch mit einer gewissen Salome? Johanna wird auch genannt. Eines steht fest. Es sind Frauen, die als erste Zeuginnen des Auferstehungsglaubens auftreten. Alle wollen ihrem Meister einen letzten Dienst der Ehre und Liebe erweisen… Am Todestag war dies nicht möglich gewesen. Nun dürfen sie es nachholen an diesem Sonntagmorgen. Das vollständige Programm des Totenrituals würden sie leider nicht durchführen können; sie begnügen sich mit der Salbung. Dafür nehmen sie wohlriechendes Öl mit. Am Ort angekommen stossen die Frauen auf ein leeres Grab. Wo ist der Leichnam des Gekreuzigten? Einige männliche Mitglieder des Jesu-Kreises schliessen sich an. Sie machen die gleiche Erfahrung: das Grab bleibt leer. Rätselhaft. Unbegreiflich. Verwirrend. Vorab.
Danach wird jedoch die Leere gefüllt. Aus Leere wird Fülle. Aus Hoffnungslosigkeit wird Glaube. Aus Dunkelheit wird Licht. Denn der Tote ist auferstanden, Jesus lebt. Das ist das Paradox von Ostern. Ich frage mich, wurde dieses radikale österliche Paradox nicht bereits im Alten Testament vorhergesagt? Etwa beim Propheten Jesaja als er die Vision einer Neuen Welt hatte, nach der Gegensätze friedlich miteinander leben: Wolf und Lamm wohnen zusammen, Kühe und Bären weiden zugleich. Das Paradox vom Grab greift jedoch ein Stück weiter. Es geht nicht um Kontraste. Der Tod weicht dem Leben. Aus dem Dunkel des Todes erscheint das Licht des Ewigen Lebens.
Das Licht der Hoffnung leuchte allen unseren Mitmenschen, die in schwierigen Familien- und Partnerschaftsverhältnissen stehen. Das Licht des auferstandenen Herrn gebe allen Kranken, Verzweifelten und Hilfsbedürftigen Kraft und Hoffnung. Ich wünsche ihnen, dass sie sich von der schützenden und auch heilenden Hand Gottes getragen wissen. Der Auferstandene schenke ihnen Halt, Kraft und Geborgenheit, dass sie die Wärme und Nähe des aufrichtenden Gottes spüren.
Als Christ möchte ich österlich leben. Als österlicher Mensch möchte ich immer wieder daran glauben, dass nichts verloren geht. So bin ich fest überzeugt, dass auf jedes Tief ein Hoch folgt, wie die Nacht dem Tag weicht. Jede Krise müsste überwindbar sein. Denn am Ende siegt das Leben, bereits im Jetzt und im Jenseits.
Frohe und hoffnungsvolle Ostern
Abbé Zacharie