IM NAMEN JESU KONFLIKTE LÖSEN, FRIEDEN SCHLIESSEN
„Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht».
Korrigiert zu werden, kann manchmal sehr wichtig sein. Z.B., wenn jemand eine Fremdsprache lernt, dann ist es sehr hilfreich, wenn jemand da ist, der seine Fehler, die er anfangs macht, korrigiert. Eine Sprache lernt man, indem man immer wieder korrigiert wird. Korrigiert zu werden ist nichts Schlimmes, und man muss dankbar sein, wenn jemand da ist, der das tut.
Dasselbe kann man auch von anderen Lebensbereichen sagen. Zurechtweisen, zurechtgewiesen zu werden. Im Leben eines Menschen gibt es Punkte, die anderen schaden können, die das Leben in der Gemeinde und auch das Leben eines Menschen oder das eigene Leben schaden können. Auch da müssen wir dankbar dafür sein, wenn es jemanden gibt, der uns korrigiert. Aber das fällt uns unendlich viel schwerer, als wenn es nur um die Korrektur eines Rechtschreibfehlers geht. Wenn uns jemand ermahnt oder korrigiert, wie reagieren wir dann? Sehr unterschiedlich. Leider, oft, sehr oft kommen wir nicht auf die Idee, einmal darüber nachzudenken, ob an dem, was da jemand zu uns gesagt hat, nicht etwas dran sein könnte. Das müsste eigentlich an erster Stelle stehen. Erst einmal nachdenken: Trifft das, was man mir da sagt, auf mich zu oder nicht? Wenn es zutrifft, dann muss ich schauen, wie ich etwas in meinem Leben verändern kann. Wenn es nicht zutrifft, dann kann ich mich immer noch wehren. Möglichst in aller Ruhe.
Denn letztendlich geht es um Nächstenliebe und Solidarität. Dass ich mich für das Wohl des anderen Menschen interessiere, tut mir auch gut. Tut meinem Glauben gut. Das ist ein Zeugnis für Gott, dem es immer um die Menschen geht, und dem es auch immer um sein Volk gegangen ist. Gott will, dass die Menschen leben.
Schuldig zu werden – das ist ja nicht nur die ganz persönliche Angelegenheit der Personen, die falsch gehandelt haben. Das ist auch die Angelegenheit von uns, die wir füreinander da sein und miteinander das Leben meistern können.
Das Evangelium Jesu plädiert also für eine tiefe Verantwortung für die Mitmenschen und für die Glaubensgeschwister. So kann man schuldig werden, wenn man leichtfertig und vielleicht allzu bequem meint, dass das Schuldig-Sein der anderen einen selbst bzw. die Glaubensgemeinde nichts angehe.
Auf den Punkt gebracht: Kirche erfahren wir dort besonders deutlich, wo in der Gewissheit der Gegenwart Gottes dem Fehlverhalten befreiend begegnet wird, und Versöhnung möglich ist mit den Geschädigten und Verletzten. Zur Ehre Gottes und zum Wohl aller Menschen.
Abbé Zacharie