Leere Kirchen

Leere Kirchen

Im vergangenen Jahr standen sie unter anderem leer, weil Frauen davor protestierten und für Gleichberechtigung in der katholischen Kirche eintraten – ob beim Frauenkirchenstreik im Juni 2019 oder in vielen Pfarreien des Aargaus bei den Feiern vor der Kirchentür «Maria von Magdala», wie im Februar auch in Würenlos.

In den letzten Wochen standen unsere Kirchen gezwungenermassen leer, weil coronabedingt keine Gottesdienste mehr stattfinden konnten.

Der Priester Tomáš Halík schreibt in einem Artikel, dass er «die Frage nicht los wird, ob die Zeit der leeren und geschlossenen Kirchen für die Kirche nicht einen warnenden Blick durch das Fernrohr in eine verhältnismässig nahe Zukunft darstellt».

Weiter schreibt er: «Vielleicht zeigen diese Zeiten der leeren Kirchen der Kirche symbolisch ihre verborgene Leere und eine Zukunft auf, die eintreten könnte, wenn die Kirche nicht ernsthaft versucht ihre Gestalt zu wandeln.»

Einige Frauen feiern ohnehin schon ganz gerne draussen und viele Christen bleiben sowieso weg. Wer also bleibt dann noch übrig?

Allein feiernde Priester oder Pfarreiseelsorger – mit oder ohne Kamera?

Eine Kirche ohne Volk Gottes wäre dysfunktional. In der diesjährigen Osternacht wachte und betete ich in St. Sebastian. Dunkel war es. Nur das Licht der Osterkerze, meines und das zweier anderer Anwesender brannten. Eigentlich sollte der Glanz der Osterkerze alles erstrahlen lassen, doch stattdessen hielt sich der Schatten des Karfreitags in diesem Jahr zäh. Das Evangelium zeugte dennoch vom leeren Grab, denn damit ist Auferstehung unweigerlich verbunden. Halík schreibt zum Evangelium des leeren Grabes folgendes: «Wenn uns die Leere der Kirche an ein leeres Grab erinnern wird, sollten wir nicht die Stimme von oben überhören: «Er ist nicht hier. Er ist auferstanden. Er geht euch voraus nach Galiläa.»

Wo ist dieses Galiläa von heute, wo wir den auferstandenen Christus finden? Was, wenn Christus schon lange aus unseren Kirchen ausgebrochen ist und wir ihn nur in diesem Gebäude zu finden glauben?

Christina Fuhrmann