Im Matthäus-Evangelium ab dem 26. Kapitel ist zu entnehmen, dass Jesus nach dem letzten Abendmahl mit seinen Freunden in der Nacht verraten und an die Soldaten ausgeliefert wurde. Jesus wiedersetzte sich trotz seiner übermenschlichen Kräfte nicht seiner Verhaftung und nahm den bitteren Kelch an, so wie er es angekündigt hatte. Im einsamen Nachtgebet nach dem letzten Abendmahl bat er nämlich Gott darum, dass er diesen Kelch an ihn vorübergehen lassen solle, aber nicht aus seinem Willen, sondern vom Willen des Vaters her.
Wenn es also nicht im Willen des Vaters war, nahm Jesus sein Schicksal auf sich und bat Gott um die Unterstützung im schlimmsten Leiden. Welch eine Demut und Vertrauen auf Gottes Hilfe trotz schlimmster bevorstehender Bedrohung!
Am Karfreitag hat Jesus als Sohn Gottes somit das grösste aller menschlichen Übel auf sich genommen – den Tod. Die Kreuzigung war damals die schlimmste aller Todesstrafen, die einem Menschen wiederfahren konnte. Von den Soldaten mit einer Dornenkrone verspottet, vor Gericht geführt und ungerechtfertigt wurde Jesus verurteilt. Gotteslästerung und die Auflehnung gegen das römische Reich als König der Juden wurden ihm vorgeworfen.
Das harte Schicksal nach der ungerechten Verurteilung und das Leiden des Todes hat Jesus bis zum Schluss angenommen, auch wenn er Gott zuvor um Hilfe und Verschonung flehte. Für uns Menschen ist dies fast überirdisch, wenn man sich vorstellt, welche Leiden Jesus auf sich genommen hat. Es tröstet uns, wenn auch Jesus im Moment des schlimmsten menschlichen Leidens Zweifel hatte. «Mein Gott, warum hast du mich verlassen?», flehte Jesus am Kreuz unter allen schmerzlichen Qualen.
Das Kreuz ist am Karfreitag für uns Christinnen und Christen somit zum zentralen Zeichen unseres Glaubens geworden. Wenn man verspottet, verraten, ungerechtfertigt bestraft wird oder man Todesschmerzen hat, Jesus hat es am eigenen Leib erfahren. Gott hat uns Menschen für alles Leiden der Welt eine Anteilnahme in seinem Sohn Jesus gesandt. Jemand der all unsere körperlichen und seelischen Leiden kennt. Jemand der uns hilf und beisteht, wenn uns eine Bedrohung bevorsteht. Jemand der mit uns ausharrt, wenn wir nicht mehr weiter wissen. Jemand der uns auch im schlimmsten Leiden und im Tod mit all unsern Sorgen, Ängsten und Zweifel annimmt.
Am Karfreitag sind wir somit eingeladen all unsere Leiden ans Kreuz zu übergeben, dass uns Gott durch seinen Sohn annimmt und in allen unseren Leiden beisteht mit all seiner Kraft. So wie dies im schönen Bild der zusätzlichen Arme Gottes am Kreuz dargestellt ist. Denn auch im Angesicht des schlimmsten menschlichen Übels und des Todes bleiben Glaube, Liebe und Hoffnung bestehen… (Vgl. 1 Korinther 13.13)
Gehen wir also auch in dieser besonderen Zeit der viralen Bedrohung, der Leiden und der Existenzängste mit Gottes Vertrauen auf den Weg. Nehmen wir sprichwörtlich das Kreuz der aktuellen Zeit an und hoffen auf die Unterstützung und Anteilnahme Gottes, dass wir es nicht mehr allzu lange ausharren müssen…
für das Seelsorgeteam: Mario Stöckli