In Coronazeiten gewinnt in der Kirche die Diakonie an Gewicht!

In Coronazeiten gewinnt in der Kirche die Diakonie an Gewicht!

Als Jesus gefragt wurde, welches die wichtigsten Gebote sind, antwortete er mit dem Gebot der Gottesliebe und dem Gebot der Nächsten-/Selbstliebe (Mk 12,22-31). Diese Gebote begründen sein Leben, sein Sterben und schliesslich auch seine Auferstehung. Die Liebe zu Gott und zum Menschen waren Jesus so wichtig, dass er seinen Nachfolger*innen den Auftrag gab, diese Liebe als frohe Botschaft zu verkünden.

So reden wir heute von den drei Grundvollzügen des Christseins. Das heisst, die Christ*innen sind aufgefordert ihren Glauben auf dreierlei Weisen auszuleben. Und zwar über die Liturgie (Beziehungspflege mit Gott), über die Diakonie (Nächsten-/Selbstliebe) und über die Verkündigung, damit alle Menschen von der barmherzigen Liebe Gottes erfahren.

Liturgie, Diakonie und Verkündigung ist aus theologischer Sicht wie ein Dreiklang. Wie Töne lassen sie sich nicht voneinander trennen, sondern bedingen sich gegenseitig. Wir können sie als Töne zwar separiert spielen. Doch zum wohligen Erklingen kommen sie nur im Miteinander. Gottesdienst feiern ohne diakonisches Engagement? Verkündigen ohne Bitt- und Dankgebete (Gottesdienst)? Die rhetorischen Fragen zeigen, dass das eine ohne das andere nicht geht. Also das heisst: Es geht schon. Schliesslich lassen sich in der Geschichte und in der Gegenwart mehrere Beispiele finden. Aber es sollte nicht so sein. Ein Dreiklang ist erwünscht.

Hinsichtlich dieses Dreiklangs lassen sich nun während des Corona-Lockdowns zwei interessante Beobachtungen machen.

Beobachtung 1: Der Klang der Liturgie, sonst eher im Vordergrund zu hören, verstummt zwar nicht. Aber er ist nicht mehr auf die gleiche Art und Weise erfahrbar, wie vor der Zeit vom Lockdown. Diverse Rückmeldungen zeigen, dass die Gottesdienste teils sehr vermisst werden.

Beobachtung 2: Der Klang der Diakonie, sonst eher im Hintergrund, ertönt plötzlich laut und wird stärker wahrnehmbar. Die JuBla, die Frauengemeinschaften, Einzelpersonen oder die Besuchsfrauen und -männer: Ihre Bereitschaft für diakonisches Engagement kommt vermehrt zur Geltung und ist gefragt. Die JuBla bietet Einkaufs-, Gassi- und Fahrdienste an. Die Frauengemeinschaften zeigen ihren Zusammenhalt im Dasein für jene, die es brauchen. Besuchsfrauen und -männer rufen bei «ihren» Leuten an, fragen, wie es geht und ob es an etwas fehlt.

Beobachtung 3: Die Rückmeldungen auf die Frage, ob es an etwas fehlt, zeigen, dass die Leute mit Einkäufen versorgt sind. Die körperlichen Grundbedürfnisse sind demnach erfüllt. Was aber manchen fehlte, war das Gesehen werden. Sie waren deswegen dankbar, dass an sie gedacht wurde und man nachfragte, wie es ihnen geht.

Diese Beobachtungen rücken meiner Ansicht nach etwas sehr Schönes in den Vordergrund. Auch wenn es für manche vielleicht schmerzhaft ist, für eine Weile auf die herkömmliche Form der liturgischen Feiern zu verzichten. Doch dadurch, dass die Liturgie ein wenig in den Hintergrund rückt, zeigt sich, wie lebendig und wie stark die Bereitschaft in unseren Pfarreien ist, dem Nächsten zu helfen.

Vielleicht ist es sogar so, dass der Dreiklang von Liturgie, Diakonie und Verkündigung am Ende des Lockdowns harmonischer klingt, als vor dem Lockdown.

Manuel Bischof