9. Tag: Heiliger Geist, der Tröster

Das Leben der heiligen Birgitta von Schweden ist so vielfältig wie ein Kaleidoskop. Ihr Lebenslauf liest sich wie «zwei Leben» einer Frau. Ein erster Abschnitt markiert die Jahre als Gattin und achtfache Mutter, als Gutsherrin, Ratgeberin und Hofdame am königlichen Hof. Aus diesem Lebensabschnitt nimmt Birgitta Bildung, Wissen, Selbstbewusstsein und ihre unerschütterliche Liebe zu armen und benachteiligten Menschen mit. Ihr war bereits als jung verheiratete Frau bewusst, dass sie als Gutsherrin auf grossem Hof mehr zum Leben hatte als andere. Deshalb war christliche Nächstenliebe für sie nicht nur ein Begriff, sondern stets ein Tätigkeitswort. Ein zweiter Abschnitt ihres Lebens fasst die Zeit als Pilgerin, Ordensgründerin und Helferin der Armen zusammen. Das Pilgermotiv zog sich wie ein roter Faden durch das Leben von Birgitta. Trondheim, Santiago de Compostela, Rom und Jerusalem waren die Pilgerstätten, zu denen sie sich aufmachte. Sie ging diese Wege aus ganz unterschiedlichen Gründen. Als Fürbitterin in besonderen Anliegen pilgerte sie nach Trondheim, aus Dankbarkeit etwa für 25 glückliche Ehejahre machte sie sich mit ihrem Mann auf nach Santiago de Compostela und aus einer tiefen Spiritualität, deren Zentrum immer der Gekreuzigte war, machte sie sich auf nach Jerusalem. Die Pilgerreisen Birgittas waren stets das äussere Zeichen dessen, was sie zeitlebens bewegte: das Unterwegssein im Glauben.

Dieses Unterwegssein äussert sich auch im bekanntesten Gebet, das von ihr überliefert ist: «Weise mir, Herr, deinen Weg und mach mich willig, ihn zu gehen.» In Nordeuropa ist es in diesen Jahren zum bekanntesten Pilgergebet geworden. In einer ihrer zahlreichen Visionen erhielt Birgitta den Auftrag, ein neues Kloster zu gründen. Dies veränderte ihr Leben drastisch und war die Geburtsstunde des «Ordens unseres Allerheiligsten Erlösers». Der Orden sollte sowohl einen männlichen wie einen weiblichen Zweig haben, beide aber unter der Führung einer Oberin. Was heute schon fast feministisch anmutet, war damals nicht erstaunlich. Im spirituellen Verständnis Birgittas war die erste christliche Gemeinschaft ein Matriarchat: Die Jünger hatten praktische Aufgaben, Maria aber war irdisches und himmlisches Vorbild schlechthin. Sie stand der ersten christlichen Gemeinschaft sozusagen vor.

Die vielen Facetten des Lebens von Birgitta spielen in diesem Zusammenhang vermutlich eine nicht unwesentliche Rolle – füllte sie ja unterschiedliche und starke Führungsrollen als Frau aus. 1373 verstarb Birgitta in Rom. Ihre Kinder überführten ihre Gebeine nach Vadstena ins bereits im Bau befindliche Kloster. So kam eine lange Pilgerreise in der kleinen Stadt Vadstena an ihr Ende.

Aphorismen
von Birgitta von Schweden

«Gott ist und war ohne Anfang und wird ohne Ende sein.»

«Der Wind allein kann nicht das Holz entzünden, wenn nicht ein Feuerfunke mitwirkt.»

«Demut ist eine Treppe, auf der man von der Erde zum Herzen Gottes aufsteigt.»

«Mit der Ankunft des Heiligen Geistes im Herzen, kommen zwei Dinge: nämlich das göttliche Feuer der Liebe und das vollkommene Licht des heiligen Glaubens.»

Auferstandener und erhöhter Christus, wir bitten dich, sende uns den Heiligen Geist, den Tröster. Er begleite unsere Pilgerwege auf Erden und entfache neu das Feuer der Sehnsucht in unseren Herzen. Ja, sende aus deinen Geist! Amen.


9. Tag: Birgitta von Schweden (1303 – 1373): Heiliger Geist, der Tröster