4. Tag: Geist der Stärke


Alfred Delp wurde 1907 als Sohn einer Katholikin und eines Protestanten in Mannheim geboren. Obwohl katholisch getauft, besuchte er auf Wunsch seines Vaters eine evangelische Schule und wurde konfirmiert. Später trennte er sich von der evangelischen Kirche, empfing in der katholischen Kirche die Erstkommunion und wurde gefirmt. Nach dem Abitur trat er in den Jesuitenorden ein. 1937 empfing er in München die Priesterweihe. Schon früh setzte sich Alfred Delp mit dem Nationalsozialismus auseinander. In seinen kritischen Predigten zeigte er die Unvereinbarkeit von Christentum und Nationalsozialismus deutlich auf. Starke Worte in einer gefährlichen Zeit! Zudem setzte er sich aktiv für verfolgte Juden ein. Delp gehörte zu den Widerstandskämpfern, die ihr Handeln stets aus dem Glauben und einem christlichen Menschenbild abgeleitet haben. Die Gestapo wurde schnell auf ihn aufmerksam, vor allem durch seine Mitarbeit im «Kreisauer Kreis». Dies war eine Widerstandsbewegung, die Modelle für einen Wiederaufbau Deutschlands nach dem ersehnten Kriegsende entwickelte. Alfred Delp brachte dort die Soziallehre der katholischen Kirche ein. Nach dem missglückten Attentat von Graf von Stauffenberg auf Hitler flog die Gruppe auf. Zwar konnte Delp seine Mitwisserschaft am Attentat widerlegen, er wurde dennoch wegen Hoch- und Landesverrats schuldig gesprochen und zum Tod verurteilt. Ein Angebot der Gestapo «Freilassung gegen Ordensaustritt» schlug er aus. In Gefangenschaft legte er am 8. Dezember 1944 die feierliche Profess ab. Am 2. Februar 1945 wurde er in der Haftanstalt Berlin-Plötzensee gehängt.

Aus den Notizen, die er in Haft teils mit gefesselten Händen verfasste, sprechen ein tiefes Gottvertrauen, Stärke und Optimismus. Die Notizen wurden mit Hilfe einer Sozialarbeiterin aus dem Gefängnis geschmuggelt und sind so der Nachwelt überliefert. Unmittelbar vor seiner Hinrichtung formuliert Delp: «Ich will mir Mühe geben, als fruchtbarer Samen in die Scholle zu fallen, für Euch alle und für dieses Land und Volk, dem ich dienen und helfen wollte.» Aktion und Kontemplation, wie wir es aus der Befreiungstheologie und aus Taizé kennen, sah Delp stets zusammen: Den auferstandenen Christus hat keiner nur für sich allein. Wer betet, tut es aus Liebe. Wer kämpft, um der unterdrückten Kreatur ihr Menschengesicht wiederzugeben, tut es ebenfalls aus Liebe. Delp war immer Realist geblieben und versuchte das Risiko einzuschätzen – auch in schwierigen Zeiten: «Bewusst leben heisst immer am Rand des Abgrunds laufen und begreifen, dass die ganze Kunst doch die ist, nicht abzurutschen.» Alfred Delp wurde nur 37 Jahre alt. Aber seine Schriften – vor allem die, welche er in den letzten Monaten verfasste – zeigen eine Vision von einer spirituellen, ökumenischen und diakonischen Kirche, die sich für eine christliche Erneuerung der Gesellschaft einsetzt. Diese Vision hat auch heute noch ihre Gültigkeit.

«Man muss die Segel in den unendlichen Wind stellen, dann erst werden wir spüren, welcher Fahrt wir fähig sind.»

Auferstandener und erhöhter Christus, du weisst, was leiden heisst. Wir bitten dich, sende uns den Geist der Stärke. Sei mit uns, wenn wir aufstehen gegen alles, was Leben bedroht. Stärke uns, wenn wir einstehen für Gerechtigkeit, Frieden und Freiheit für alle Menschen. Ja, sende aus deinen Geist der Stärke! Amen.


4. Tag: Alfred Delp (1907 – 1945): Geist der Stärke