2. Tag: Geist der Wahrheit

Iñigo López de Loyola wurde 1491 im spanischen Baskenland geboren. Er entstammte einem alten Rittergeschlecht und bekam eine höfisch-militärische Ausbildung. In seiner Biographie wird Iñigo als Lebemann bezeichnet. Er träumte von einer Karriere als Ritter, war bekannt für seine Waffenspiele, Prügeleien und Liebesabenteuer. Seinem ehrgeizigen Aufstreben nach Ruhm und Ehre, nach Ansehen und Erfolg setzte eine Kanonenkugel, die sein rechtes Bein traf und zerschmetterte, während der Verteidigung der Festung von Pamplona ein Ende. Um sich die Zeit im Krankenbett zu vertreiben, widmete sich Iñigo der Lektüre. Die einzigen Bücher auf Schloss Loyola waren religiöse Schriften: das «Leben Christi» und die Heiligenlegenden. Beim Lesen machte Iñigo eine grosse Entdeckung, die später zum zentralen Inhalt der ignatianischen Spiritualität wurde: die Unterscheidung der Geister. Er stellte fest: wenn er an seine Karrierephantasien dachte, lösten diese bei ihm zwar grosse Begeisterung aus, doch nur um anschliessend ein Gefühl der Trauer und Leere zu hinterlassen. Stellte er sich aber vor, ein Leben nach der Weise der Heiligen in der Nachfolge Jesu zu leben, verspürte er nachhaltige Freude und tiefen Frieden. Nach seiner Genesung lebte er ein Jahr lang als Einsiedler in Manresa. Durch strenge Askese, Busse und Gebet wollte Iñigo in die tiefere Wahrheit Gottes hineintauchen, was bedeutet, auch die Wahrheit des eigenen Lebens zu erkennen und auszuhalten. Hier entstanden seine geistlichen Übungen, die in Form des Exerzitienbuches ihre Niederschrift fanden. Gemeinsam mit sechs Studienkollegen wollte Iñigo Seelsorger werden und gründete die «Gemeinschaft Jesu», später auch bekannt als Jesuitenorden. Er wurde einstimmig zum Generaloberen gewählt und vom Papst bestätigt. 1556 starb Iñigo. Zu diesem Zeitpunkt zählte der Orden weltweit bereits mit mehr als 1’000 Mitglieder.

 Das Gebet der liebenden Aufmerksamkeit

Für Ignatius war dies die «wichtigste Viertelstunde des Tages» und er riet dazu, sie nie ausfallen zu lassen. Das Gebet hilft, die Spuren Gottes im eigenen Alltag zu entdecken.

  1. Wahrnehmen, wie es mir jetzt gerade geht.
  2. Mich innerlich auf Gott oder Jesus Christus hin ausrichten.
  3. Bitten, meinen Tag mit offenen Augen, Ohren und wachem Herzen wahrnehmen zu können.
  4. Den Tag entlang zurückschauen, Stunde für Stunde. Mich erinnern, was ich heute erlebt habe; darauf achten, was mich jetzt noch bewegt und berührt. Ohne Wertung und Urteil. Wie bin ich heute mit meinen Mitmenschen, mit Gott, mit mir selbst umgegangen?
  5. Ich blicke hin, wo ich
    – Ermutigung/Trost/Hoffnung gespürt habe;
    – Misstrauen/Angst/Entmutigungen gespürt habe.
  6. Bitte – Dank – Klage – Lob wie im Gespräch mit einem guten Freund vor Gott bringen.
  7. Vorausschauen auf das, was vor mir liegt, um Kraft, Mut und Beistand bitten.

Abschliessen mit einem Vaterunser.

Auferstandener und erhöhter Christus, du bist der Weg, die Wahrheit und das Leben. Sende uns den Geist der Wahrheit. Lass die Wahrheit Raum nehmen in und durch uns, damit sie Erkenntnis bringt und Täuschungen auflöst. Ja, sende aus deinen Geist der Wahrheit! Amen.


2. Tag: Ignatius von Loyola (1491 – 1556): Geist der Wahrheit