Gesamtsanierung Stadtkirche 2021

Die Stadtkirche Baden wurde letztmals in den Jahren 1967/68 umfassend renoviert; im Jahr 1998 fand zudem eine gründliche Innenreinigung statt. Inzwischen war die Stadtkirche offensichtlich stark verschmutzt, und auch einige Bauteile und Einrichtungen bedurften einer drin­genden Sanierung.

Folgende Massnahmen wurden im Laufe des Jahres 2021 umgesetzt:

  • Sanierung Aussenhülle, inkl. Fehlstellen Verputz, Kunststein und Sandstein, Ma­lerarbeiten Holzwerk, Auswechslung von Dachfenster und Lukarnen, Fensterersatz Turm, Kontrolle der Kirchenfens­terfugen und Reinigung
  • Reinigung Innenraum Kirche, Fenster auffrischen, Decken- und Wandbilder restaurieren, Kirchenbänke instand stel­len, Parkett schleifen, Sakristei Ergän­zung Möbel für Stauraum, Chorgestühl und Beichtstühle instand stellen
  • Brand­schutzmassnahmen für die Zugänge zur Orgel-Empore, feuerfeste Schränke für Lagerung kirchlicher Gegenstände
  • Komplette Sanierung Elektroinstallatio­nen, inkl. neue Hauptverteilung, Ertüch­tigung Beleuchtung (bleibt bestehen), neue Audioanlage, Gebäudeautomation (wo möglich) und Einbau einer Brand­schutzanlage für die ganze Kirche
  • Neukonzipierung Kirchenschatzmu­seum

Im April wurde die Stadtkirche eingerüstet, mit der Aussensanierung wurde im Mai begonnen. Die Gesamtsanierung dauerte sechs Monate und wurde von Juni bis November ausgeführt. Der erste öffentliche Gottesdienst in der frisch renovierten Kirche konnte schliesslich am Sonntag, 5. Dezember gefeiert werden.


September

Ein weiterer Blick hinter die Kulissen: Staunen Sie ab dem «Kabelsalat», der sonst der Öffentlichkeit verborgen bleibt. Hunderte Meter Kabel werden verlegt, damit anschliessend die Stadtkirche technisch wieder auf dem neusten Stand ist. Die Sakristane freuen sich, wird doch die Sakristei mit neuem Mobiliar ausgestattet und damit insbesondere der zur Verfügung stehende Stauraum optimiert. Nach den Holzrahmen sind auch die Wandbilder an der Reihe: Diese werden nun fachgerecht gereinigt und restauriert.

Alle Rahmen und Figuren in der Stadtkirche sind holzgeschnitzt. Hier sehen Sie die Renovation eines Holzrahmens. Das entsprechende Tafelbild ist an der Ecke linkes Seitenschiff zum Altarraum platziert. Der Rahmen wird dadurch zusätzlich beansprucht, weil das Bild jeweils in der Advents- und Weihnachtszeit entfernt wird und dann dort die wunderschöne Krippe ihren Platz findet.

Arbeitsschritte 1 und 2: Das rohe Holz wird zuerst mit einem heissen Hautleim behandelt, damit die Poren aufstehen – dieser Arbeitsgang ist vergleichbar mit der Grundierung eines Fensterladens. Das wird gemacht, damit die anderen kommenden Anstriche besser greifen.

Arbeitsschritt 3: Der graue Anstrich mit Steingrund. Hier erfolgt die Behandlung mit Hautleim (oder Knochenleim) vermischt mit Steinmehl.

Arbeitsschritte 4 bis 9: Die verschiedenen Anstriche mit Kreidegrund. Diese werden so oft auftragen, bis die Holzstruktur oder -maserung nicht mehr sichtbar ist.

Arbeitsschritte 10 bis 13: Die Anstriche mit farbiger Tonerde: Zuerst in Gelb-, anschliessend in Rottönen. Diese sind notwendig, damit anschliessend das Gold überhaupt glänzend poliert werden kann.

Arbeitsschritte 14 bis 16: Das Polyment wird mit einem «Hund» (so wird die dazu verwendete Bürste im Fachjargon genannt) poliert. Danach kann mit dem «Anschiessen», d.h. Vergolden, begonnen werden. Diesen Ausdruck benutzt man, weil das Gold extrem schnell – «im Schuss» aufgelegt werden muss, dieses aber auch gleichzeitig angezogen wird. Bevor das Gold angeschossen wird, trägt die Restauratorin Spritwasser auf. Damit bindet das Gold optimal mit dem vorbehandelten Holz.
Das Polieren erfolgt anschliessend mit einem Achatwerkzeug – dieser Halbedelstein wird für diesen Arbeitsschritt seit Jahrhunderten verwendet. Abschliessend wird das Gold an das bestehende Kunstwerk angepasst. In der Regel wäre der Rahmen, würde er so belassen, viel zu glänzend. Mit patinieren und durchreiben erreicht man, dass der Goldrahmen wieder alt aussieht – hier gilt es, einen guten Mittelweg zu finden, denn zuviel vom gewonnenen neuen Glanz möchte man dann doch nicht wieder verlieren.

August

Die Firma Fontana & Fontana Rapperswil ist im Moment mit der Innenreinigung der Kirche beschäftigt. Auf dem ersten Bild sind die verschiedenen Reinigungsschritte gut ersichtlich. Zuerst erfolgt eine Trockenreinigung mit Latexschwämmen, womit die gröbsten Verunreinigungen entfernt werden können. In einem zweiten Schritt wird mit klarem Wasser nass nachgereinigt. Diese Art der Reinigung ist möglich, da bei der letzten grossen Sanierung im Jahre 1968 der Innenraum der Kirche mit einer hochwertigen, scheuerbeständigen und waschbaren Farbe gestrichen wurde. Was zwar gut für die Reinigung ist, aber eher ungünstig für den Verschmutzungsgrad: Der Anstrich wirkt leicht thermoplastisch und zieht somit Schmutz an. Hauptverursacher sind dabei die Menschen – deren Emissionen verschmutzen die Kirche noch stärker als die Kerzen. Mit dieser Reinigung werden wohl nun viele Gebete von den Wänden gewaschen…

Auf dem dritten Bild ist ein interessantes Detail ersichtlich: Im Spickel der Ornamente sind die verschiedenen Verunreinigungsgrade ersichtlich, d.h. man sieht, wie der Innenraum der Kirche aussehen würde, wenn keine Reinigungen stattgefunden hätten. Ganz dunkel ist der Bereich seit 1968, die zweite Nuance zeigt den Bereich seit 1998.

Die Arbeiten am Holzwerk werden in den nächsten Tagen abgeschlossen sein. Danach starten die Arbeiten an den Elektroinstallationen.

Juli

Aktuell finden im Innenraum der Kirche probeweise Reinigungsversuche bei den Wänden und dem Holzwerk statt. Beim Holzwerk wurde die alte Lackschicht entfernt und man sieht die natürliche Holzfarbe wieder. Das Holzwerk wird am Schluss dann wieder neu lackiert sein. Bei den Wänden wurden Arbeitsversuche gemacht um zu schauen, wie am besten vorgegangen wird. Die Fachleute werden voraussichtlich Ende Monat mit den effektiven Arbeiten beginnen.

Das letzte Bild zeigt den Durchstich des alten – oder nun neuen – Fensters im Kirchenschatzmuseum, welches von der Künstlerin Gabi Fuhrimann gestaltet werden wird.

Auch die Aussensanierung geht weiter voran. Der Zahn der Zeit nagt an den Gemäuern und am Steinwerk des Kirchenturms. Bei den Steinmetzarbeiten ist es aber nicht erklärtes Ziel, den ursprünglichen Originalzustand wiederherzustellen, sondern das Bestehende zu erhalten – die Geschichte des Kirchengebäudes darf und soll sichtbar sein. Wo abgefallene Steine noch vorhanden sind, werden diese wieder angebracht.

Bei den Dachrinnen zeigt sich die Handwerkskunst von früher: Die Spenglerarbeiten wie der Dreckschutz bei den Abläufen, von Hand gefertigt, sind wunderschöne Zeitzeugen.

Juni

Am 6. Juni fanden zum letzten Mal Gottesdienste in der Stadtkirche statt – nun sind die Türen für die Öffentlichkeit geschlossen. Aber dahinter sind fleissige Hände am Werk! Bevor im Innenraum mit den Sanierungs- und Reinigungsarbeiten begonnen werden kann, wird alles weggeräumt, was nicht niet- und nagelfest ist. Das Ewige Licht wurde ausgeschaltet. Und einige Stücke machen sich auf Schweizerreise, damit sie von spezialisierten Handwerkern fachgerecht instand gestellt werden können: Die Kirchenbänke werden in Wilen (Sarnen) OW vollkommen aufgefrischt, die schmucken Kronleuchter erhalten ihre Verjüngungskur in Tuggen SZ. Majestätisch wacht die Metzler-Orgel über das ganze Geschehen, mutet durch ihre Schutzverkleidung fast ein wenig wie ein grosses Kirchengespenst an…

Mai

Aufgrund der Rückmeldung von Anwohnern, dass die abendliche Beleuchtung der Stadtkirche zusammen mit dem Gerüst eher störend wirkt, wird die gesamte Aussenbeleuchtung der Kirche ab sofort ausgeschaltet, bis das Gerüst wieder entfernt ist. Bezüglich Beleuchtung der Badener Wahrzeichen ist kürzlich ein Artikel in der Aargauerzeitung erschienen, lesen Sie dazu mehr.

April

Die Stadtkirche ist eingerüstet! Die Seitenbänke in der Kirche wurden entfernt und werden nun in den nächsten Monaten beim Handwerksunternehmen vor Ort aufgefrischt. Und einige Impressionen unserer einzigartigen Kirche – einmal aus einem anderen Blickwinkel…