Zeit des (Er)wartens

Gestern durften wir am zweiten Adventssonntag bereits die zweite Kerze anzünden. Dieser Tag stellt das Warten in den Mittelpunkt. Der Introitus, der Eröffnungsvers zum Gottesdienst an diesem Tag lautet: «Populus Sion, ecce Dominus veniet ad salvandas gentes» – «Volk von Zion, siehe, der Herr wird kommen, zu retten die Völker».

Das Evangelium erzählt von Johannes dem Täufer, der die Menschen auf die Ankunft Jesu vorbereitet (Mt 3,1-12). Am zweiten Adventssonntag sind wir Menschen auch zur Umkehr aufgerufen: Sich mehr auf das Kommen des Herrn einlassen, demütig warten und auf die Zeichen achten. Diese finden sich überall, wenn wir offen dafür sind – auch ein verzuckerter Winterwald kann ein bisschen wie Weihnachten sein.


Rauhreif vor Weihnachten
Anna Ritter (1865 – 1921)

Das Christkind ist durch den Wald gegangen,
sein Schleier blieb an den Zweigen hangen,
da fror er fest in der Winterluft
und glänzt heut‘ morgen wie lauter Duft.

Ich gehe still durch des Christkinds Garten,
im Herzen regt sich ein süss Erwarten:
Ist schon die Erde so reich bedacht,
was hat es mir da erst mitgebracht!