Kirche muss neu gedacht werden

Kirche muss neu gedacht werden

Vortrag vom Dienstag, 12. September 2023


Es war eine erfreulich grosse und sehr aufmerksame Zuhörerschaft, die der Einladung der Emausbruderschaft Baden zum Vortrag mit Frau Dr. Eva Baumann-Neuhaus im Saal des Roten Turms Folge leistete.

Die Referentin – sie ist Religionswissenschaftlerin und wissenschaftliche Projektleiterin am Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut SPI in St. Gallen – zeigte in Klarheit auf, wie sich die religiöse Landschaft der Schweiz wandelt. Traditionelle Religionsgemeinschaften erfahren einen Bedeutungsverlust, dem sie oft ohnmächtig gegenüberstehen. Ihre Aussagen stützte sie auf aktuelle Studien, die auf Grafiken deutlich erkennbar wurden. So entstand eine umfassende Auslegeordnung, die thematisch die Deinstitutionalisierung der Religion, die Entfremdung der Menschen von Kirche und Religion, die Sozialisierungsabbrüche und den Generationeneffekt sowie die Pluralisierung und auch die Individualisierung in der Gesellschaft aufzeigten. Dabei wurde den Zuhörerinnen und Zuhörern klar, wie komplex sich die Analyse der religionssoziologischen Trends in der Schweiz gestaltet. Für alle Interessierten, die sich mit diesem Thema vertieft auseinandersetzen wollen, empfahl Eva Baumann das jüngst im Springer-Verlag erschienene Buch «Religionstrends in der Schweiz – Religion, Spiritualität und Säkularität im gesellschaftlichen Wandel» zur Lektüre.

Im abschliessenden Teil des höchst interessanten Vortrages machte die Referentin Platz für eine Schau in die Zukunft und formulierte Wesentliches unter dem Titel «Kirche ist für den Menschen da und nicht umgekehrt!» Es brauche einen Perspektivenwechsel: Es müsse ein waches Interesse für die Fragen und Bedürfnisse der Menschen (innerhalb und ausserhalb der Kirche) spürbar werden, die Menschen müssten mit ihren Ideen und Kompetenzen einbezogen werden, es müsste klar ein Weg beschritten werden, auf welchem Neues gewagt wird und Veränderungen angegangen werden.

Neues wagen! – Kirche müsse neu gedacht werden:

  • für und mit Menschen mit unterschiedlichen Erwartungen,
  • für und mit jungen Menschen,
  • für und mit Menschen aus unterschiedlichen sozialen Milieus,
  • für Menschen mit temporärer Bindungserwartung,
  • für Menschen mit unterschiedlichen Frömmigkeitsstilen!

Kurzzusammenfassung Hanspeter Neuhaus, Emausbruderschaft Baden / 13. September 2023


Kurzbiografie Referentin

Eva Baumann-Neuhaus studierte Ethnologie an der Universität in Basel und promovierte in Religionswissenschaft an der Universität Zürich, wo sie auch das Lehrdiplom für Maturitätsschulen erwarb. In Basel arbeitete sie mehrere Jahre im Bereich der MigrantInnen-Beratung. Es folgte eine Assistenz am Religionswissenschaftlichen Seminar der Universität Zürich, wo sie zum Thema der religiösen Tradierung ihre Dissertation schrieb. Es folgten weitere Forschungsprojekte und Lehraufträge an verschiedenen Universitäten der Schweiz sowie ein MAS in Evaluation an der Universität Bern. Sie forscht und lehrt zu folgenden Themen: Religiöser Wandel, religiöse Tradierung, Religion und Biografie, Religion und Migration. Dazu gehören auch anwendungsorientierte Studien und Evaluationen durch diverse AuftraggeberInnen. Seit 2009 ist sie am Schweizerischen Pastoralsoziologischen Institut (SPI) in St. Gallen als wissenschaftliche Projektleiterin tätig.