Nachruf für Hans Geissmann

Nachruf für Hans Geissmann

«Ich habe mein Leben stets als Wanderschaft im zeitlichen Hier nach dem ewigen Dort empfunden.» So schrieb Hans Geissmann in seinem selbst verfassten Lebenslauf. Den letzten Wegabschnitt «ins ewige Dort» hat er am 30. Januar 2022 angetreten.

Damit endete sein irdisches Leben im 94. Jahr. Geboren wurde er am 30. November 1928 in Hägglingen. Dort wuchs er auf und dort, im Priestergrab bei der Kirche, wurde er bestattet. 28 Jahre lebte er hier in Baden. Bis Ende 2021 stand er als Priester im Dienst der Kirchgemeinde Baden-Ennetbaden. Hans Geissmann war ein im Wort Gottes verankerter, tiefgläubiger und den Menschen zugewandter Seelsorger. Er war das, was man in jener Zeit noch als «Spätberufener» bezeichnete. Vor dem Theologiestudium war er nämlich vier Jahre als Primarlehrer und nebenamtlicher Organist und Kirchenchorleiter tätig. Nach der Priesterweihe, am 30. Juni 1963, folgte seine Zeit als Seelsorger. Zuerst war er Vikar in der Franziskanerpfarrei Luzern (1963 – 67), dann 10 Jahre Pfarrer in Kirchdorf und schliesslich bis zu seiner Pensionierung Pfarrer in Burgdorf (1977 – 93).

Als emeritierter Pfarrer zügelte er nach Baden. Hier konnte in einem Teilpensum noch viele Jahre seelsorgerlich tätig sein. Über diese Zeit schrieb er: «Die Jahre in Baden zählen zu den eindrücklichsten, gefreutesten meiner priesterlichen Dienstzeit. Ich war befreit von den vielen administrativen Arbeiten, die ein Pfarramt mit sich bringt. Ich hatte Zeit zum Meditieren, zur Vertiefung in die Heiligen Schriften. Die liturgischen Feiern beglückten mich nicht zuletzt ob ihrer musikalischen Ausgestaltung. Es machte mir Freude, mehr Zeit für das Studium der Predigten zu haben. Positive Echos bestärkten mich im Einsatz.» Hans Geissmann war verwurzelt in der Gemeinschaft und der Tradition unserer Kirche und offen für die Neuausrichtung des kirchlichen Lebens, wie dies durch das II. Vatikanische Konzil und die Synode 72 angestossen wurde. Die Weiterentwicklung der theologischen Lehre waren für ihn massgebend für die Weitergabe der Frohen Botschaft an die Menschen seiner Zeit. Die Heilige Schrift, das persönliche wie auch das gemeinschaftliche Glaubensleben, genauso wie die kirchliche Liturgie, waren für Hans und sein priesterliches Leben und Wirken zentral. Gleichsam als Zusammenfassung schrieb Hans Geissmann im Lebenslauf: «Überall war ich bestrebt, für den Vater ‘Anbeter im Geiste und in der Wahrheit’ (Joh 4,23) zu suchen und es selbst zu sein. Aus diesem Geheimnis und für dieses Geheimnis lebte ich. Ich danke Gott, dem ich mit Freude entgegengehe, dass er mich von seinem Geiste geführt diese Wahrheit finden und daraus leben liess.»

Hans Geissmann möge ruhen in Frieden und leben in ewig-liebender Gemeinschaft mit Gott! Bewahren wir ihm ein ehrendes Andenken.

Josef Stübi, Domherr und Stadtpfarrer Baden