In losen Abständen berichten wir hier über das Projekt «Mulele Old People’s Village» aus Sambia, das vor allem den Rütihöflern ein Begriff ist und das von unserer Kirchgemeinde unterstützt wird. Folgende Zeilen aus Afrika haben uns in den letzten Tagen erreicht:
«Letztes Mal habe ich Ihnen erzählt, dass das vierte Haus zum Vermieten mit der Spende von der Katholischen Kirchgemeinde Baden-Ennetbaden, welche dieses Jahr durch die Rütihöfler Seelsorgestelle vergeben werden durfte, gebaut werden soll. Auf dem Foto konnte man sehen, dass von diesem vierten Haus erst gerade das Fundament im Bau war. Jetzt ist es schon fast fertig! Die Innenwände und die Böden werden gerade gepflastert, der Sanitärinstallateur kommt noch, um die Rohre, Wasserhähne und Spülbecken zu montieren, die Bio-WCs werden noch fertig gestellt, die Sickergruben für das Restwasser aus Küche und Bad müssen noch gegraben werden und natürlich kommt noch der Maler und malt die Innenwände und die Fensterstürze aussen. Wir rechnen damit, das Haus spätestens im Juli vermieten zu können. Wir haben auch bereits Interessenten auf unserer Warteliste, das Vermieten dürfte also kein Problem sein.
Und was läuft sonst so in Mulele? Anfangs Mai war wieder «Outreach-Tag», d.h. die von uns unterstützten Seniorinnen und Senioren aus den Dörfern sind nach Mulele gekommen, um ihre monatlichen Rationen an Maismehl, Öl, Zucker, Salz, Erbsen, Waschpulver und Seife abzuholen. Wir unterstützen momentan 40 Personen auf diese Weise. Es ist jeweils ein fröhlicher Morgen, denn alle unsere Besucher freuen sich auf die Gaben. Es wird viel geschwatzt und gelacht, denn wie immer hier in Afrika ist jedes Treffen auch ein Anlass zum Austausch von Informationen, Klatsch und Gerüchten.
Beziehungen sind hier viel wichtiger als bei uns im Norden: Die Menschen definieren sich über die Zugehörigkeit zu Gruppen, nicht als Individuen. Deshalb ist der soziale Austausch unendlich wichtiger als bei uns, denn Zugehörigkeit ist ein Resultat von Austausch: Je mehr ich über die Mitglieder und was in der Gruppe abläuft weiss, desto mehr gehöre ich dazu. Also sind Gespräche, Tratsch und gemeinsame Freude oder Trauer auf der Prioritätenliste der Menschen hier zuoberst. Für uns Europäer ist das manchmal sehr schwierig zu verstehen: Jeder nimmt sich viel Zeit zum Austausch. Da bleibt dann weniger Zeit für die Arbeit. Für uns ist schwatzen unproduktive Zeit. Für die Sambier hingegen ist es ganz wichtig, und sie können nicht verstehen, dass wir Weissen ungeduldig werden – kulturelle Unterschiede!
Doch zurück zu den von uns unterstützten älteren Leuten in den Dörfern. Manchmal fahre ich mit Besuchern hinaus, um ein paar unserer SeniorInnen zu besuchen. So geschehen Ende April. Wir haben Lontia Chilumbwa besucht. Sie kann nicht mehr gehen, sondern muss sich auf allen Vieren fortbewegen. Bei ihr war auch gleich Dailes Lungu, eine Nachbarin, zu Besuch. Auch Dailes ist eine von uns unterstützte Frau. Danach besuchten wir Fanny Malisau. Fanny ist nicht alt, aber behindert: Ihre Beine und Arme sind verkrüppelt. Die Familie nimmt sich ihrer an, ist aber sehr froh um die Unterstützung mit Nahrungsmitteln, weil sie selber kaum genug zu essen haben. Danach sind wir zu Imelda Ngulube gefahren. Imelda ist nicht mehr so gut zu Fuss und ihrem Alter entsprechend kann sie keine Felder mehr bestellen. Sie betreut noch zwei Enkelkinder im Schulalter, beide noch zu klein für die schwere Feldarbeit. Schlussendlich sind wir bei David Mulemena gelandet, der ganz alleine wohnt und um sein Haus herum einen Gemüsegarten pflegt, der sich sehen lassen kann. Solche Besuche sind sehr schön, auch für mich – denn manchmal, bei der Arbeit mit Buchhaltung, Steuerbehörden, Bauarbeiten und Farmrentabilität gerät der eigentliche Zweck meines Einsatzes hier etwas aus den Augen.
Ich wünsche Euch allen einen schönen Sommer, herzliche Grüsse aus Sambia.»
Lis Krämer, Co-Worker Comundo