Führung im Kräutergarten in Stetten

Führung im Kräutergarten in Stetten

Das Interesse an der Einladung des katholischen Frauenbundes Baden-Ennetbaden zur Führung durch Botti’s Kräutergarten in Stetten am 16. Juni war riesig. 21 Frauen freuten sich über die Zusage und machten sich mit dem gemieteten Bus bei herrlichstem Sommerwetter erwartungsvoll auf den Weg nach Stetten.

«Hand aufs Herz – wann sind wir das letzte Mal barfuss frühmorgens durch das taufrische Gras gelaufen? Bei den meisten ist das bestimmt schon etwas länger her. Dabei ist dies pures Wohlbefinden für Körper und Geist, erweckt all unsere Sinne. Dies propagierten bereits Hildegard von Bingen als auch Pfarrer Sebastian Kneipp, welche die Natur als beste Apotheke Gottes bezeichneten. Auch Pflanzen und Kräuter wollen frühmorgens geerntet werden, da die ganze Potenz durch die kühlende Nacht noch in ihnen steckt und sich somit ihr betörendes Aroma noch besser entfaltet.

Der Friede in der Gärtnerei ist gänzlich spürbar. Inmitten unzähliger Kräuterreihen, hörbar fröhlichem Vogelgezwitscher und dem Plätschern des Fischteichs empfängt uns unter einem Dach von Palmen und Lianen Daniel Bottlang, kurz Botti. Der naturliebende Patron hat sich seit seinem Ausstieg aus der der traditionellen Gärtnerei ganz dem Universum an Kräuter-, Heil- und Teepflanzen und alter Gemüsesorten zum Weiterziehen rund um den Globus verschrieben. Sein Angebot steigt stetig, nicht zuletzt auch dank seinem asiatischen und indischen Kundenstamm. Dass hiesige Gourmetköche auch auf Botti’s Küchenkräuter setzen, deren Blüten sie mitunter frittieren und in Bowlen anbieten, macht das Angebot noch viel wertvoller. Von der essbaren Wurzel über Stängel, Blüte und Blatt haben die Pflanzen unterschiedlichste stärkende Wirkungen auf den Körper.

Wir erfahren viel über Geschmack und Wirkung des mexikanischen Origano, Winterthymian, marokkanischer Minze, japanischem Lauch, rotem Basilikum und unzähligen anderen Kräutern.  Mitunter wächst bei Botti auch je ein Kraut, dessen Tinktur es mit Ritalin oder Penicillin aufnehmen kann.Oder dass Hennakraut auch bei Nagelpilz hilft, wussten viele nicht. Wie prickelnd bis betäubend sich gewisse Blütenblätter beim Kauen auf der Zunge anfühlen oder beim Degustieren der Lakritze-Tagetes liess uns staunen, denn wir durften alles coronakonform riechen, anfassen und im Mund spüren. Vielleicht werden wir in nächster Zeit unseren Salat mit Wildkräutern veredeln oder die Rheumacrème aus Hanfwurzel benutzen, dies versetzt unseren Körper garantiert in Hochgefühl.

Das riesige Fachwissen Botti’s ist so vielfältig wie sein Angebot an Kräutern und Gemüse, welches er uns mit viel Enthusiasmus erzählend, weitergibt. Wichtig ist Botti auch seine grosse Auswahl an Raritäten und Chilipflanzen wie Aji Charaptia aus Peru, oder dem teuersten Chili der Welt, welcher mit 20’000 USD das getrocknete Kilo gehandelt wird. In letzter Zeit ist auch «Urban Gardening» im Trend, bei Botti findet man sämtliche Sorten an essbaren Wurzeln – meistverkauft die Süsskartoffeln. Die Leidenschaft für sein Metier ist spürbar, «mit dem Rhythmus der Natur leben», ist Botti’s Credo. Dabei versucht er, uns zum Umdenken zu alten Traditionen zu bewegen, wie eben Hildegard von Bingen und Pfarrer Sebastian Kneipp sie uns schon vorgelebt hatten, die wir jedoch leider seit Jahren vergessen haben. Weiter erzählte er, dass Alpenkräuter viel mehr Vitamine und Aroma hätten, da sie der Sonne näher wachsen, und dass, wenn in einem Jahr viel Frauenmantel wächst, man mit mehr Frauenkrankheiten zu rechnen hat. Dem Befall von Mehltau wurde früher mit Milchsäurebakterien roher Kuhmilch erfolgreich entgegengewirkt.

Unsere Grosseltern hatten dieses grosse Fachwissen noch intus, sie wussten auch, dass gegen jede Krankheit ein Kraut wächst, man muss nur stetig das Verhalten der Tiere, das Wetter und die Natur beobachten. Die Industrie hätte uns aber später leider vorgemacht, dass Dünger, Pestizide und Chemie unverzichtbar seien. Dabei wächst in der Natur unsere eigene «Apotheke» in Form von Heilpflanzen und alles, was die Natur hergibt. Wir sollten wieder viel mehr auf Natürlichkeit achten, sei es bei dem was auf unseren Teller wie auch auf unsere Haut und Haar kommt.

Nachdem wir unser eigenes Kräutersalz, ganz individuell mit unseren Lieblingskräutern zusammengestellt und gemixt, uns zwischendurch mit einer individuellen Teemischung erfrischt hatten, mussten wir uns leider bereits wieder zum Aufbruch bewegen. Nicht ohne zuvor einige besonders aromatische gefriergetrocknete Früchte aus der bereitgestellten Tüte zu stibitzen.

Ein spannender, sehr lehrreicher Nachmittag ging nun zu Ende – vielen Dank, lieber Botti.

Auf der Heimfahrt liess uns der betörend verströmende Duft der erworbenen Kräuter im Bus noch einmal Revue passieren – an einen stimmigen Besuch in Stetten.»

Für den Frauenbund Baden-Ennetbaden / 17.06.2021 Monika Egloff