Ein baldiger Abschied aus Sambia

Ein baldiger Abschied aus Sambia

In losen Abständen berichten wir hier über das Projekt «Mulele Old People’s Village» aus Sambia, das vor allem den Rütihöflern ein Begriff ist und das von unserer Kirchgemeinde unterstützt wird. Folgende Zeilen aus Afrika haben uns in den letzten Tagen erreicht:

«Nun bin ich schon gute viereinhalb Jahre hier in Mpanshya. Ich werde im Dezember 2019 Abschied nehmen von Mulele und nach Rütihof zurückkehren. Natürlich ist dieser Entscheid gut überlegt – ich lasse Mulele nicht einfach im Stich: Meine Aufgabe war und ist es noch, Mulele auf solide Beine stellen zu helfen, sowohl als Organisation als auch finanziell. Meiner Meinung – und auch der vom Management von Mulele – nach, kann alles, was es jetzt noch braucht in diesem Jahr, gut abgeschlossen werden. Ein weiteres Jahr würde keine Verbesserungen mehr bringen, die Übergabe würde sich einfach in die Länge ziehen. Auch freue ich mich wieder auf das Leben in der Schweiz: Auf die Familie, die Freunde, unser Haus und, last but not least, die Nachbarschaft in Rütihof!

Als Organisation steht Mulele viel solider da als bei meinem Arbeitsantritt hier: Wir haben jetzt einen professionelleren Vorstand, das Management meistert die täglichen und monatlichen Prozesse gut (z.B. Buchhaltung, Einreichen der monatlichen Steuerabrechnungen per Internet, Mails schreiben oder checken des Bankkontos, ob die Mieter bezahlt haben). Es gibt Themen, an denen wir noch gemeinsam arbeiten müssen, wie z.B. das Berechnen von Profitabilität auf der Farm oder die Kalkulation von Verkaufspreisen in unserem neuen Coffee-Shop, aber gemeinsam schaffen wir das noch vor Ende Jahr.

Auch finanziell hat Mulele grosse Fortschritte in Richtung Unabhängigkeit von Spenden gemacht: Die Mietshäuser sind die beste Einnahmequelle und werden fast die gesamten laufenden Kosten bestreiten. Auf der Farm werden wir nur noch Legehühner halten, denn wir haben herausgefunden, dass Eierproduktion und –verkauf viel rentabler ist als Schweine zu züchten und deren Fleisch zu verkaufen. Die Farm wird Mulele also auch ab nächstem Jahr Gewinn einbringen.

Apropos Miethäuser: Das Haus, welches die Pfarreien Baden-Ennetbaden im Namen der Seelsorgestelle Rütihof grosszügigerweise gespendet haben, ist fertig und vermietet! Wir möchten uns an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bedanken, denn dieses Haus ist ein wichtiger Baustein in der Zukunft von Mulele.

Zu guter Letzt noch eine kleine «Praline» im Alltag: Letzte Woche hat Mulele Besuch bekommen von einem fliegenden Händler. Ein junger Mann kam zur Bäckerei und hat seine Waren angeboten: eine grosse Menge verschiedener BH’s hingen an seinem Arm! Nun fand ich das etwas eigenartig, ich hätte eine Frau erwartet, um diese besonders weiblichen Kleidungsstücke an die Frau zu bringen. Aber hier ist das offensichtlich kein Problem. Die Damen haben sich versammelt, man hält sich das gute Stück so ein bisschen an den Körper und dann entscheidet man. Dazu wird viel geschwatzt und gelacht, der Verkäufer wird auch einbezogen – so unkompliziert gehen gewisse Dinge hier!»

Herzliche Grüsse aus Mulele
Lis Krämer, Fachperson COMUNDO in Sambia