Das Gramm Gold im Menschen entdecken

Das Gramm Gold im Menschen entdecken

Mit grosser Freude durften wir vom katholischen Frauenbund Baden-Ennetbaden aus Anlass des 100-jährigen Vereinsjubiläums die grossartige Krankenpflegepionierin, Krankenschwester, Ordensfrau aus Ingenbohl, Schwester Liliane Juchli, zum Referat über das Thema «Dem Menschen Mensch sein» im übervollen Saal des Roten Turms am 6. Februar begrüssen. Dabei erläuterte sie ihr Kernanliegen in der Krankenpflege, welches ihr Lebenswerk beinhaltet und das sie in hervorragender Professionalisierung im gesamten deutschsprachigen Raum sowie in Italien und Holland dokumentiert hat:

«Das Tun der Pflegenden soll qualifiziert, beseelt und von einer inneren Präsens begleitet sein. Die Würde des Menschen ist und bleibt ein unabdinglicher Wert.»

Schwester Liliane fasst zusammen, was Menschenwürde bedeutet: «Sie ist und geschieht dann, wenn ich dem Menschen Mensch bin. Unsere Würde ist uns gesunden Menschen zwar bewusst. Wie aber steht es um den Schutz der Würde von kranken, dementen, behinderten, ungeborenen und sterbenden Menschen? Sie brauchen besonders die Zuwendung und den Schutz der Pflegenden in ihren Nöten und Bedürfnissen.» Schwester Liliane lebt nach der Herzenserkenntnis der Gründerin der Ingenbohler Schwestern, Mutter Maria Theresia Scherer, die darauf hinweist, dass ganz im Sinne der biblischen Botschaft in jedem Menschen das Gramm Gold steckt, welches die unauslöschliche Würde eines Menschen ausmacht. Das beinhaltet Respekt in der Begleitung Schutzbedürftiger auf ihrem Weg – ein Weg, der immer auch dorthin führt, wo für diese Menschen nach Gottes Plan auch ihr Leben dient.

Schwester Liliane hat hunderttausende Pflegefachkräfte durch ihr Hauptwerk, die sogenannte «Juchli Bibel», auf einen Weg geführt, der weit über das Erlernen des Pflegehandwerks hinausführt. Sie hat zu eigenverantwortlichem, ethischen Denken und Handeln herausgefordert, dazu ermahnt und ermutigt, immer neu zu beobachten und zu erkennen. «Dies», so schreibt sie, «orientiert sich an unserer Bereitschaft zu sehen, unserer Fähigkeit zu hören, unserem Mut zu sprechen, unserer Wachheit im Urteil und unserer Fähigkeit zu handeln, ganz im Sinne eines leuchtenden Leuchtturms.»

Wir danken der Grande Dame der Krankenpflege, dass sie uns die Ehre erwies und uns dazu aufrief, niemals die Sorge um das eigene Selbst zu vergessen, damit der Leuchtturm in uns seine Leuchtkraft nicht verliert.
Präses des katholischen Frauenbundes, Ella Gremme

Bilder: Frauenbund Baden-Ennetbaden, Gisela Zinn