«Wir verkünden, erklären und definieren: Es ist eine von Gott geoffenbarte Glaubenswahrheit, dass die unbefleckte, immer jungfräuliche Gottesmutter Maria nach Vollendung ihres irdischen Lebenslaufes mit Leib und Seele zur himmlischen Herrlichkeit aufgenommen ist.» (Pius XII.)
So, liebe Leserin, lieber Leser, lautet das Dogma, dessen Festinhalt am 15. August – «Mariä Himmelfahrt», richtiger formuliert, «Aufnahme Mariens in den Himmel» – gefeiert wird.
Im Grunde genommen ist dieses Dogma nichts anderes als die Antwort auf die Frage: Welches ist das ewige Schicksal von Maria, der Mutter Jesu, der Mutter Gottes? Seit dem 6. Jahrhundert machte sich die Theologie – aber auch die Volksfrömmigkeit – darüber Gedanken. Diese liefen auf die Glaubensgewissheit der Aufnahme Mariens in den Himmel hinaus. Nachdem Pius XII. alle Bischöfe und theologischen Fakultäten befragt hatte, verkündete er am 1. November 1950 dieses Dogma. Es besagt schlicht und einfach: Maria lebt in der Herrlichkeit Gottes! Die Formulierung ihrer leib-seelischen Aufnahme in den Himmel verweist auf den Menschen in seiner Ganzheit am Beispiel Marias. Der ganze Mensch aus Fleisch und Blut, Geist und Seele, die ganze Persönlichkeit Marias, alles was sie in dieser irdischen Welt gewesen ist, findet endgültige Vollendung im Geheimnis der ewigen Liebe Gottes. Diese Liebe ist und bleibt die entscheidende Kraft dieses Vorganges.
Und damit hat dieser Glaubenssatz über Maria ganz wesentlich auch mit uns zu tun. Er hat zu tun mit dem, was doch auch wir für uns erhoffen und was im grossen Glaubensbekenntnis klar formuliert ist: «Wir erwarten die Auferstehung der Toten und das Leben der kommenden Welt.» Also ebenfalls das dereinstige Eingehen in die Liebe Gottes. Und in der Liturgie von Maria Himmelfahrt erklingen in der Präfation, dem Dankgebet vor dem Sanctuslied, die Worte: «Als Erste empfing sie [Maria] von Christus die Herrlichkeit, die uns allen verheissen ist, und wurde zum Urbild der Kirche in ihrer ewigen Vollendung. Dem pilgernden Volk ist sie ein untrügliches Zeichen der Hoffnung und eine Quelle des Trostes.»
Hier verweise ich gerne auf das Hochaltarbild in der Stadtkirche Baden. (s. Sonntagsimpuls vom 21. August auf der Webseite des Pastoralraums). Es nimmt den suchenden und fragenden, den glaubenden und zweifelnden Menschen mit auf den dem göttlichen Licht zustrebenden Weg Marias: Nicht das Irdische, sondern das Himmlische bleibt das Entscheidende. Darauf dürfen wir uns jetzt schon freuen. Dazu will uns das Dogma, das Glaubensfest und dieses Bild ermuntern. Der Maler bringt dies zum Ausdruck indem er die Himmelfahrt Mariens begleiten lässt von vielen sie umgebenden, musizierenden und singenden Engeln.
Es lohnt sich, dieses Bild sich immer mal wieder anzuschauen. Immer Neues gibt es zu entdecken und zu meditieren, ebenfalls – wie das Fest der Aufnahme Mariens in den Himmel – zur Stärkung des Glaubens und der Vorfreude auf den Himmel.
Pastoralraumpfarrer Josef Stübi