Die Pfarrei sowie der Kirchenchor St. Maria Würenlos trauern um ihren langjährigen ehemaligen Chorleiter und Ehrendirigenten Leo Moser. Während 40 Jahren prägte er das musikalische Leben des Chores und der Pfarrei.
Nach Würenlos kam Leo Moser 1962 auf Anfrage seines Cousins Josef Moser, der damals Chorpräsident war. Drei Wochen vor dem Jubiläumsgottesdienst zum 25-jährigen Bestehen der neuen Kirche sprang Leo Moser kurzfristig als Organist ein. Gleichzeitig war die Kirchenpflege nach der Demission des Chorleiters auf der Suche nach einem Nachfolger, der den Chor leiten und die Orgel spielen kann. Laut Aufzeichnungen des damaligen Chorpräsidenten wurde Leo Moser erneut kontaktiert. Er zeigte sich überrascht, war aber nicht abgeneigt, diese Aufgabe zu übernehmen. Bedingung sei jedoch, dass er den vom Organistenverband festgelegten Tarif erhalte, darunter komme er nicht. Am 12. Oktober 1962 hielt Leo Moser die erste Probe mit dem Kirchenchor ab und brachte zur grossen Überraschung des Chores auch seine zukünftige Frau mit.
In seinem Jahresbericht im November 1963 blickte der Präsident auf ein ruhiges Vereinsjahr zurück: «Der neue Chorleiter hat offenbar den richtigen Ton gefunden, er regelt alle Gottesdienste mit dem Herrn Pfarrer direkt. Mit Herrn Leo Moser haben wir einen initiativen, jungen Chorleiter erhalten, der bestrebt ist, uns viel Neues, Zeitgemässes zu lehren.»
Das 2. Vatikanische Konzil und damit der liturgische Umbruch hat auch den kirchlichen Gesang stark beeinflusst. Das neue Kirchengesangbuch mit neuen deutschen Liedern und Psalmen musste auch mithilfe des Kirchenchores dem Volk nähergebracht werden. Leo Moser gelang es, den Chor mit grossem Engagement und doch sanft durch diesen Wandel zu führen.
Im Jahr 1970 war ganz Würenlos im Festfieber. Für die 1100-Jahrfeier war das halbe Dorf für den Festumzug und das Chronikspiel von Silja Walter im Einsatz, so auch der Kirchenchor in Nonnen- und Mönchsgewändern. Die Festspielmusik schrieb George Gruntz. Die musikalische Leitung hatte Leo Moser. Daraufhin engagierte der Basler Jazz-Musiker den Würenloser Kirchenchor sogar für Radioaufnahmen für ein Weihnachtshörspiel von Silja Walter. Über all die Jahre zeigte der Kirchenchor auch an Anlässen ausserhalb der Kirche seine musikalische Vielfalt.
Im tiefsten Innern war Leo Moser aber überzeugter Kirchenmusiker. Sein Hauptanliegen war die sonntägliche Aufgabe des Chores im Gottesdienst. Durch sorgfältige Probenarbeit sorgte er dafür, dass der Chor für jeden Einsatz bestens vorbereitet war. Er verstand es, seine Vorstellungen zur breitgefächerten Chorliteratur den Sängerinnen und Sängern zu vermitteln und den Chor zu fordern und zu fördern. Höhepunkt jedes Kirchenjahres war nebst Weihnachten und Ostern jeweils das Patrozinium, wo auch einmal eine grössere Orchestermesse im Festgottesdienst Platz fand.
Leo Mosers unermüdlicher Einsatz und sein hoher Anspruch an die Qualität der Chorarbeit liessen oft vergessen, dass er diese grosse Aufgabe nebst seinem Hauptberuf als Sekundarlehrer bewältigte. Während 30 Jahren durfte er dabei auf die Unterstützung seiner Ehefrau Gertrud zählen. Sie übernahm, wo nötig Proben mit den Frauenstimmen und begleitete den Chor viele Jahre als Organistin und dies lange ohne offizielle Anstellung. Leo Moser leitete auch fast 25 Jahre den Kinderchor, woraus später einige Sängerinnen und Sänger in den Kirchenchor gewechselt haben. Mit der Choral-Schola-Gruppe hat Leo Moser ein beachtliches Niveau erreicht, das über die Gemeinde hinaus Beachtung fand.
Nebst der sorgfältigen Gestaltung der Gottesdienste hat Leo Moser zusätzliche Möglichkeiten gefunden, um den Chor weiterzubringen. So hat er früh die Zusammenarbeit mit dem reformierten Kirchenchor, aber auch mit Chören befreundeter Chorleiter in der Umgebung gesucht. Daraus entstanden schöne Projekte und Begegnungen. So kam es in den 80er- und 90er-Jahren zu mehreren anspruchsvollen Konzerten gemeinsam mit dem Kirchenchor St. Agatha Dietikon und seinem damaligen Chorleiter Orlando De Martin.
Dem Adventskonzert 1983 mit dem Weihnachtsoratorium von Camille Saint-Saëns folgte am Bettag zwei Jahre später die Erstaufführung der Komposition «Das Gastmahl» von Orlando De Martin. Für Leo Moser und den Chor war es eine besondere Erfahrung, ein Werk einzustudieren, dessen Komposition erst kurz vor der Uraufführung ganz fertig wurde. Die grösste Herausforderung war sicher das Konzert 1994 mit der Cäcilienmesse von Charles Gounod. Mitgewirkt hatten drei Chöre mit rund 100 Sängerinnen und Sängern und das Symphonische Orchester Zürich. Wie Leo Moser später bekannte, war es ihm «scho es bitzeli gschmuech», als er erstmals vor dem SOZ stand. Doch auch diese Aufgabe bewältigte er mit Bravour. Orlando De Martin verstarb am 5. Januar 2022, einen Tag vor Leo Moser.
An einer GV verdeutlichte Leo Moser den Anspruch an sich selbst so: «Dirigent sein heisst: eine grosse Verantwortung tragen – die eigentliche, beseelte, bestmögliche, vollendete Leistung des Chores ist in seinen Händen.» Diese Verantwortung hat Leo Moser über all die Jahre übernommen. Der Chor konnte sich auf ihren Leiter verlassen und er sich auf die Sängerinnen und Sänger. Das hat die Gemeinschaft geprägt und dieser gute Zusammenhalt zeigt sich bis heute.
Leo Mosers Schaffenskraft war beeindruckend. Eines der letzten grossen Projekte unter seiner Leitung war das Jubiläum zum 150-jährigen Bestehen des Kirchenchores, welches am Patrozinium 2001 gebührend gefeiert wurde. Mit der Rheinbergermesse im Festgottesdienst, dem Ständchen beim Pfarrei-Apéro, der stimmungsvollen Vesper und der abendlichen Marien-Meditation mit der Schola hatte Leo Moser ein sehr vielfältiges und umfangreiches Programm zusammengestellt. Er staunte selber, dass er mit dem Chor dies alles geschafft hat.
Doch ein Zurücklehnen gab es auch danach nicht. Die Proben zum Mysterienspiel «Adam, wo bist du?» von Josef Rennhard begannen. Leo und Gertrud Moser waren für die Regie der musikalischen Gestaltung zuständig. Der Kirchenchor hatte dabei einen kleinen, aber wichtigen Part.
Auch wenn Leo Moser in frühen Jahren an einer GV meinte, das Gesellige sei nicht so seine Art, dafür sei der Präsident zuständig, so hat sich dies mit der Zeit doch stark verändert. Leo und Gertrud Moser haben mit ihren Einladungen oder Reiseleitungen dem Chor immer wieder Gelegenheiten zum fröhlichen Beisammensein geboten. Viele der damaligen Sängerinnen und Sänger singen heute noch im Kirchenchor und erinnern sich gerne an diese unzähligen gemütlichen und lustigen Momente zurück.
Am Patrozinium 2002 verabschiedete die damalige Präsidentin zusammen mit ihren vier Vorgängern Leo Moser mit einem Rückblick über sein 40-jähriges Schaffen in den wohlverdienten Ruhestand. Zur Freude aller blieb der Kontakt zu Leo und Gertrud Moser bestehen. Leo sang auch mal als Gastsänger bei einem Projekt mit oder nahm als unser Ehrendirigent an Choranlässen teil und dies gerne auch bis zu später Stunde.
Am Dreikönigstag hat Leo nun seine letzte grosse Reise angetreten. Die Spuren, die er im Kirchenchor, in der Pfarrei und in Würenlos hinterlassen hat, werden noch lange spürbar bleiben. Wir Sängerinnen und Sänger werden ihn in lieber und dankbarer Erinnerung behalten.
Kirchenchor St. Maria Würenlos (bg)
Der Kirchenchor St. Maria Würenlos verabschiedet sich von seinem Ehrendirigenten mit einem Gedenkkonzert, zu dem alle herzlich eingeladen sind:
Freitag, 18. März 2022 um 19 Uhr Kirche St. Maria Würenlos
(siehe auch unter Pfarrei Würenlos)
Im Rahmen einer musikalischen Gedenkfeier nehmen Freunde und Kollegen von Leo Moser Abschied und laden herzlich zur Teilnahme ein:
Montag, 14. März 2022 um 16 Uhr Stadtkirche Maria Himmelfahrt Baden