Geschichte Marienkapelle

Inhalt

1. Die Entstehung
1.1. Der Bau
1.2. Unklare Eigentumsverhältnisse
1.3. Gerangel um Unterhaltskosten
1.4. Endgültige Eigentumsverhältnisse
2. Erweiterung der Marienkapelle
2.1. Türmchen und elektrische Läuteeinrichtung
2.2. Restaurierung der Sulpergkapelle
3. Der Kreuzweg zur Marienkapelle
3.1. Die Entstehung
3.2. Der heutige Kreuzweg
4. Quellen

1. Die Entstehung

1.1. Der Bau
Der Bau der Marienkapelle geht auf Bartholomäus Würsch, Baumeister, Wettingen zurück. Er vermacht in seinem letzten Wille Haus und Heimwesen an Meister Ziegler Frantz Fruontz und Sebastian Bürgler. Mit der Verpflichtung, auf dem Sulperg eine Kapelle zu erbauen. Die erste Urkunde dazu geht auf den 13. März 1738 zurück.

Die beiden Teilerben gelangen an das Kloster, den Convent in Wettingen, den Bau zu übernehmen. Der Bitte wird entsprochen. Verschiedene Pfande, Leihgaben und Verzinsungen ermöglichen den Bau der Marienkapelle.

Die schmucke Marienkapelle wird rege von den Dorfleuten der damals durchwegs katholischen Bevölkerung aufgesucht. Die Pfarrherren, die vom Kloster gestellt werden, fördern den Wallfahrtseifer.

1836 übernimmt das Kloster die Renovation. Der Chor wird mit einem Altar und einem Marienbild bereichert.
1841 nach der Klosteraufhebung bezahlt die Klostergutsverwaltung die Dachreparatur.
1851 der vier Fuss breite Weg nord-westseits zur Kapelle wird angelegt. Die Auslagen bestreiten verschiedene Wohltäter.

1.2. Unklare Eigentumsverhältnisse
Es herrschen unklare Eigentumsverhältnisse. Die Sulpergkapelle wurde vom Kloster Wettingen erbaut. Sie steht auf Grund und Boden des ehemaligen Klosters Wettingen. Die Klostergutsverwaltung zeichnet sich verantwortlich für den baulichen Unterhalt. Wege und Zugänge werden jedoch von der Gemeinde unterhalten.

Da das verbleibende Vermögen der Klöster Wettingen und Muri bei deren Aufhebung an den Staat übergeht, war die Marienkapelle zufolge mit eingeschlossen.

1.3. Gerangel um Unterhaltskosten
Am 20.3.1875 beschliesst die Kirchenpflege von Wettingen der Kirchgemeinde den Antrag zu stellen, die Sulpergkapelle zu übernehmen, wenn der Staat ein Unterhaltskapital an die Kirchgemeinde gebe.

Die Baudirektion zweifelt jedoch an den rechtmässigen Eigentumsverhältnissen der Klostergutsverwaltung, da eigentliche Urkunden dies nicht belegen. Ausserdem erscheint ihr die fragliche Kapelle von der Grösse her für Staat und öffentliche Gemeinde zwecklos. Die Baudirektion fragt sich, ob der Staat auf sein Eigentumsrecht verzichten soll.

In einem Gegenantrag eröffnet der Baudirektor (sig. Imhof) an die Baudirektion:
„Es sei auf die Eigentumsrechte am Chor der Capelle auf dem Sulzberg (alias Sulperg) zu verzichten und deshalb fragliche Bezahlung der Brandsteuer als auch die Ausführung irgend einer Reparatur inskünftig daselbige abzulehnen.“

Dies wird durch das Bezirksamt Baden an die Kirchenpflege von Wettingen eröffnet.

1.4. Endgültige Eigentumsverhältnisse
1878 dürfte der Übergang der Kapelle ins Eigentum der katholischen Kirchgemeinde erfolgt sein. Im gleichen Jahr lässt die Kirchenpflege vorerst dringende Reparaturen ausführen. Die Kosten von Fr. 42.- werden aus dem vorhandenen Opfergeld und durch freiwillige Spenden der Dorfbevölkerung gedeckt. Der jeweilige Pfleger der Kreuzkapelle hat auch für die Sulpergkapelle zu sorgen.

2. Erweiterungen der Marienkapelle

2.1. Türmchen und elektrische Läuteeinrichtung
Im Protokoll vom 24. Mai 1935 der Kirchenpflege steht über ein Legat zu lesen von Fr. 2’0000 für die Errichtung eines Türmchens auf der Sulpergkapelle. So wird denn auch das geplante sechseckige Türmchen erbaut. Der hintere Giebel wird mit Kupferschindeln gedeckt. Versehen wird das Türmchen mit einer Glocke, die 100 kg wiegt und auf den Ton Fis gestimmt ist. Von der Aeschstrasse her wird eine Freileitung zur Kapelle gezogen. Wiederum zeigt sich die Spendebereitschaft unserer Kirchgenossen – die Kirchengutsverwaltung hat nichts zu übernehmen.

Bis heute läutete das Glöckchen drei Mal täglich: morgens um 6.00 Uhr, mittags um 12.00 Uhr und nachmittags um 15.00 Uhr.

2.2. Restaurierung der Sulpergkapelle
1956 werden die Planungsarbeiten aufgenommen. Die Gestaltung des Chores wird dem jungen Wettinger Künstler Anton Egloff übertragen. Der Architekt hat einen Barockaltar vorgesehen. Anton Egloff wählt eine schlichte Form und setzt einen massiven Altarblock in die bescheidene Chorrundung. Auch die Fenster erfahren durch ihn eine gediegene Anpassung.

Das früher vom Kloster geschenkte Altarbild wird durch eine barocke Holzplastik ‚Himmelskönigin mit Jesuskind’ ersetzt.

Gut zwei Drittel der Aufwandsumme von Fr. 68’000 werden als freiwillige Beiträge geleistet! Es stimmt, was man früher sagen hörte: „Für die Muttergotteskapelle auf dem Sulperg haben die Wettinger immer Zeit und Geld.“

Am Chilbi-Sonntag 1961 wird die Marienkapelle wieder eröffnet. Eine Grosszahl der Wettinger katholischen Bevölkerung vereinigt sich zur würdigen Marienfeier.

3. Der Kreuzweg zur Marienkapelle

3.1. Die Entstehung
Pfarrer Julius Waldesbühl, 1899-1931, später Dekan, liegt die Sulpergkapelle sehr am Herzen. Bereits 1901 besorgt er die ersten Kreuzwegstationen. Die Stationenbilder tragen alle Witterungsschutz. Trotzdem überstehen die Bilder die Garantiezeit nicht gut. Sie werden stellenweise farblos und setzen Rost an. Garantiearbeiten müssen deshalb getätigt werden. Die Namen der Ausführer, ob Künstler oder Lieferanten, sind nicht mehr zu ermitteln.

Mit der Kreuzweganlage wird denn auch die Sulpergkapelle wieder vermehrt aufgesucht.

Auf Antrag von Pfarrer Waldesbühl wird 1916 eine Verbottafel errichtet:
„Bei Busse ist das Lagern von Gesellschaften, Verunreinigung des Kapellenplatzes oder Beschädigung der Kapelle und Schattenbäume verboten.“
3.2. Der heutige Kreuzweg
Im Kirchenpflege-Protokoll vom 17. März 1924 taucht zum ersten Mal der Wunsch auf, die unbefriedigenden alten Stationen durch neue, dauerhafte und künstlerisch wertvolle zu ersetzen.

Pfarrer Waldesbühl treibt die Verwirklichung tatkräftig voran. Einerseits löst er sein Versprechen ein, die Finanzierung der Stationen durch freiwillige Beiträge zu ermöglichen, andererseits bemüht er sich um rasche Auftragserteilung. So wird der Weg mit den 14 Stationen 1925 in Fronarbeit angelegt. Die erforderlichen Landstücke werden von den damaligen Eigentümern unentgeltlich abgetreten.

Die künstlerische Gestaltung gibt viel zu reden und verlangt hohe Anforderungen. Schlussendlich werden ‚Reliefs aus Erz gegossen’ bestellt. Diese sollen in passende Bildstöcke, auf Zementsockeln stehend, eingelassen werden. Eduard Spörri, sen,. ortsansässiger Stein- und Bildhauer wird nicht mal angefragt. Er offerierte von sich aus auf den gleichen Preis – und erhält den Auftrag. Für die Bildstöcke werden Muschelkalkstein aus den Steinbrüchen Würenlos oder Mägenwil verwendet.

Am Feste Maria Himmelfahrt 1927 wird der neue Kreuzweg feierlich eingeweiht.

Texüberarbeitung von Beatrice Hollenstein

4. Quellen

ZEHNDER, Sales: Marienkapelle auf Sulperg; XVII Neujahrsblatt, Wettingen, Dez. 1985.

Sales Zehnder (* 1914, † 2005) war Kirchenpflegepräsident der Röm.-kath. Kirchgemeinde Wettingen. Er verfasste das Neujahrsblatt aufgrund der Berichte des Staatsarchivs Aarau, Pfarreiarchivs Wettingen, der Protokolle der Kirchenpflege, der Protokolle Kirchgemeinde, der Pfarrblätter und der „Festschrift zur 900-Jahresfeier der Pfarrei Wettingen“ von Dr. Jakob Meyer.

Bilder: Beatrice Hollenstein, Werner Nefflen